Als neue Vorstandsvorsitzende des Frauennetzwerks Frau im Fokus hatte Barbara Huber im heurigen Jahr nicht unbedingt den einfachsten Start. Ihre Pläne, das Programm des Frauennetzwerks noch vielfältiger zu gestalten, hat sie aber trotz Virus, Quarantäne und Stillstand nicht aus den Augen verloren. Ganz im Gegenteil.
Welche Pläne hast Du dir für das Frauennetzwerk Frau im Fokus überlegt? Wo möchtest du Schwerpunkte setzen?
In unserem Vorstand haben wir vier Damen, die aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen. Das möchte ich definitiv noch weiter ausbauen, weil genau das unser Programm so bunt macht. Von der Wirtschaft über die Politik, Wissenschaft und Kultur fühlen wir uns überall zu Hause. Bei unseren Events, die immer auch gerne von Menschen besucht werden, die nicht Mitglied bei Frau im Fokus sind, merken wir, dass das sehr gut ankommt. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir noch eine fünfte Dame im Vorstand brauchen, um unser vielfältiges Pensum bewerkstelligen zu können. Aber noch ein zweiter Punkt ist mir für die Zukunft des Netzwerks sehr wichtig: Die Vorteile, die unsere Mitglieder durch eine Mitgliedschaft bei uns haben, sollten noch deutlicher in den Vordergrund treten. Ich möchte, dass unsere Mitglieder diese Vorzüge auch wirklich sehen. Dazu gehört auch, dass wir sie noch stärker in den Mittelpunkt rücken möchten. Für die Zukunft fände ich es also sehr schön, wenn unsere Kanäle noch stärker als Plattform für unsere Mitglieder fungieren. Insgesamt sind momentan rund 80 Frauen bei Frau im Fokus registriert. Natürlich würde ich mich auch sehr freuen, wenn diese Zahl noch ein bisschen wächst.
Welchen Themenbereich würdest Du in Zukunft gerne noch stärker bedienen?
In Wissenschaft und Technik sind wir sehr gut aufgestellt. Und auch unsere Wirtschaftsbeziehungen sind sehr gut. Einen etwas internationaleren Fokus würde ich sehr begrüßen. Außerdem bedienen wir den Startup-Bereich noch etwas zu wenig. Obwohl wir prinzipiell sehr vielfältig sind, sind wir was das Altersspektrum angeht noch nicht ganz so breit aufgestellt. Ich finde es immer unglaublich bereichernd, wenn Erfahrung auf jüngere Ansätze trifft. Es wäre also schon mein Wunsch, noch mehr jüngere Frauen für unser Netzwerk gewinnen zu können.
Den Punkt der Internationalität finde ich deshalb gerade so spannend, weil der momentan verstärkte Einsatz von digitalen Kommunikationskanälen internationale Vernetzung sehr viel einfacher macht. Siehst Du das auch so?
Auf jeden Fall. Tools wie Zoom haben uns definitiv sehr viele neue Perspektiven eröffnet. So hatten wir beispielsweise bereits unser erstes digitales Business Frühstück. Es hat toll funktioniert und viel Begeisterung ausgelöst. Ich möchte das definitiv beibehalten und hier eine Durchmischung forcieren. Wir haben einige Frauen im Netzwerk, die zwar schon lange Mitglied bei uns sind, es aufgrund mangelnder Zeitressourcen aber oft nicht schaffen zu den Events zu kommen. Bei einer größeren Anzahl an digitalen Events wird es für sie deutlich einfacher dabei zu sein. Und die Breakout Rooms eignen sich super für die digitale Vernetzung. Auch aufs Netzwerken muss man also nicht verzichten.
Wäre es für Dich vorstellbar das Netzwerken ganz ins Digitale zu verlegen?
Nein. Da würde mir die Atmosphäre unseres Stammcafés einfach zu sehr fehlen – und auch der Kontakt zu den Mitgliedern. Aber bestimmte Formate könnten auch in Zukunft durchaus vermehrt online passieren. Unsere Business Impulse zum Beispiel. Neu ist auch unsere »Corona und …«-Reihe, die wir auch auf YouTube teilen. Solche neuen Formate sollen einerseits die Bindung zu unseren Mitgliedern stärken, auf der anderen Seite aber auch dazu dienen, Aufmerksamkeit zu erregen. Sichtbarkeit ist gerade jetzt ein wichtiges Thema.
Zum Abschluss ganz allgemein gefragt: Hast du das Gefühl, dass in Zeiten von Corona ein stärkerer Zusammenhalt entstanden ist? In den Teams, aber auch unter den EPU?
Im Bereich der EPU merke ich das gar nicht, in den Teams aber schon. Auch bei uns im Netzwerk ist diese gegenseitige Unterstützung gut spürbar, der Zusammenhalt ist noch besser geworden. Was die UnternehmerInnenseite angeht, sehe ich, dass viele raufen, was klar ist, weil es hier ganz stark um Liquidität, letztlich oft sogar ums Überleben der eigenen Firma geht. Diese hin und wieder propagierten Tauschgeschäfte bemerke ich eher nicht so. Wir dürfen nicht vergessen, dass es da draußen momentan teilweise ums nackte Überleben geht. Aber wie schon gesagt, in den Teams mag der Zusammenhalt durchaus gewachsen sein.
Was ist dein wichtigstes Learning aus dieser Zeit?
Dass es unglaublich ist, was alles geht, wenn man muss. Da Wirtschaftstrainings den Großteil meiner Umsätze ausmachen, bin auch ich kurzfristig vor einer riesengroßen Lücke gestanden. Alles war abgesagt. Dann kam von mehreren Seiten, dass es online wieder weitergeht. Also ging es fortan darum, sich in relativ kurzer Zeit möglichst viel anzueignen. Ich habe dann auch viele Erstberatungsgespräche über Zoom abgewickelt. Das werde ich beibehalten, weil es sehr viel Zeit spart. Ich glaube, dass sehr viele Menschen in den vergangenen Wochen einen großen Fortschritt in Sachen digitaler Kompetenz gemacht haben. Dabei darf man aber auch die Kehrseite nicht vergessen. Vor allem anhand des Homeschoolings wurde sehr schnell deutlich, wie groß die sozialen Gräben sind, die unsere Gesellschaft nach wie vor prägen. In der Klasse meines Sohnes haben die LehrerInnen nur rund zwei Drittel der Kinder auch wirklich erreicht. In vielen Familien mangelt es nicht nur an digitaler Kompetenz, sondern auch an technischer Ausstattung. Dasselbe gilt auch für ältere Personen. Sollten uns diese Arbeitsweisen erhalten bleiben, muss man unbedingt darauf aufpassen, dass die Gräben nicht noch größer werden. Oder anders gesagt: Diese Lücken sollten unbedingt geschlossen werden.
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