StartInnovationVielfalt und Inklusion: Österreich ist keine Leuchtrakete

Vielfalt und Inklusion: Österreich ist keine Leuchtrakete

Europaweite Studie zum Thema Diversity in Unternehmen: Viele Länder zeigen deutliche Ambitionen, allerdings ohne echte Strategie. Nur Norwegen und Österreich handeln hinten nach.

Man sollte gut nachdenken, bevor man das Wort „Diversity“ ausspricht. Seine Bedeutung ist wertvoll – somit verdient es, ernst genommen zu werden. Einer rezenten Untersuchung zufolge, die Sapio Research im Auftrag des HR-Softwareanbieters Workday durchführte, dürfte der Begriff allerdings manchmal etwas inflationär gebraucht werden. Obwohl drei von vier der 2200 befragten Führungskräften aus 14 verschiedenen Ländern angaben, dass ihnen Diversität im Team wichtig wäre, happert es oft bei der Umsetzung der Maßnahmen, um langfristige Erfolge zu erzielen.

Vor allem Österreich tut sich nicht als Leuchtrakete hervor, wenn es um Vielfalt und Inklusion im Unternehmen geht. Der Anteil der Befürworter liegt hier bei 62 Prozent, während er in der Schweiz bei 74 und in Deutschland bei 76 Prozent liegt. Den Höchstwert liefert interessanterweise Spanien mit 84 Prozent, während am anderen Ende der Skala Norwegen mit 46 Prozent steht.

Trotz dieser wenig vorteilhaften Position Norwegens weist Österreich den niedrigsten Wert bei etwaigen Budget-Maßnahmen aus: 27 Prozent. Ernüchternd: Nur 18 Prozent der Befragten sehen hierzulande eine Möglichkeit, die Mittel für mehr Vielfalt in Unternehmen zu erhöhen. Damit bildet das Land europaweit gesehen fast so etwas wie einen Ausnahmefall. Denn in den anderen Nationen gaben drei Viertel der Befragten an, im Finanzplan Geld für Diversitäts-Maßnahmen zu haben, welches auch beibehalten werden soll (41 Prozent). Ein Drittel dieser Gruppe sprach sogar davon, die Summe erhöhen zu wollen.

Aber es gibt echte Bemühungen und damit auch einen guten Anfang: Fast alle Unternehmen (90 Prozent) haben mindestens einen konkreten Schritt in Richtung Diversity gesetzt – ein Drittel davon ohne echte Strategie, von dem wiederum ein Fünftel erste Wege eingeleitet hat, um diesen Missstand zu ändern.

Österreich ist das Land in Europa, in dem die meisten Unternehmen über gar keine Strategie verfügen (57 Prozent). Möglicherweise liegt dies daran, dass die Österreicher von ihrer Historie her ein buntes Volk waren und sind. Dies ändert natürlich auch etwas an der Definition des Begriffs für die Menschen dieses Landes; Diversität wird häufig als etwas Alltägliches wahrgenommen.

Ein anderer, weitaus sensiblerer Punkt hingegen ist das Thema Gleichstellung. Einen ersten Schritt setzt die Regierung und erhöhte das Budget für frauen- und gleichstellungspolitische Maßnahmen von 14,65 im Vorjahr auf 18,4 Millionen Euro für 2022. Auf Unternehmensebene bleibt ebenfalls viel zu tun: Der Equal Pay Gap liegt immer noch bei 19,9 Prozent. Und dass bei den 200 umsatzstärksten, österreichischen Betrieben der Anteil von Frauen im Top-Management bei neun Prozent liegt, ist heute eigentlich niemandem mehr zu erklären.

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