In ihrer neuen Kolumne schreibt Anke van Beekhuis über das Thema Führung. Auch ihr eben erschienenes Buch »Führungsinstinkt« setzt sich mit dieser Thematik auseinander.
Titeln wie »Corona-Führen«, »Richtig Führen« oder gar die »Leadership Revolution« findet man zur Zeit auf allen Social Media Kanälen oder Wirtschaftsmagazinen. Faszinierend ist, dass ausschließlich männliche Experten zu Wort kommen – und es werden durch die Bank Bücher von Autoren empfohlen. Man könnte fast glauben, dass es zum Thema Führung keine brauchbaren weiblichen Ansätze gibt.
Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, die große Revolution im Führen gibt es seit Jahren und schon lange vor Corona. Und – Sie ist weiblicher, als manchen »Schreiern« lieb ist. Unternehmen befinden sich seit geraumer Zeit in einem Wandel zu mehr Diversität, New Work und flexibleren Arbeitszeiten. Vielerorts hat man auch erkannt, dass diese neuen Entwicklungen eine neue, softere Qualität von Führung erfordern.
Wie erreicht man ohne physische Anwesenheit von MitarbeiterInnen Ergebnisse? Wie wahrt man trotz Distanz Nähe zu seinem Team? Nicht Corona verlangt einen neuen Führungsstil – durch das Virus wurde nur eindeutig(er) klar, welche Führungslücken seit Jahren vorhanden sind.
Eine unbequeme Wahrheit ist, dass viele alteingesessene Führungskräfte, nie auf diese neuen Themen vorbereitet wurden, weil diese lediglich als Schlagworte auftauchten. Da Führungskräfteentwicklung immer noch tool-lastig und theoretisch abläuft, haben sich viele Chefs und Chefinnen nicht weiterentwickelt und tun sich somit schwer, mit den neuen Anforderungen zu wachsen. »Führung neu« bedeutet für mich, die Kunst, mit dem Unvorstellbarem und Unerwarteten umzugehen, dem Unvorhersehbarem positiv zu begegnen und dabei stets den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Diese Qualitäten werden häufig von Frauen sehr gut erfüllt – eine Tatsache, die viele Unternehmen nicht wahrhaben wollen.
Denn echte, richtige Führung war in Wirklichkeit immer schon leise weise, unspektakulär wirksam und eine Fähigkeit, die aus dem Inneren entsteht und sich nachhaltig auf ein Team, einen Bereich und ein Unternehmen auswirkt. Corona hat hier nur deutlich gezeigt, dass man ohne tatsächliche, zeitgemäße Leadership niemanden mit Begeisterung, Leidenschaft und Willen zum Erfolg anstecken kann.