StartBalanceVirtuelle Influencer*innen: Künstliche Persönlichkeiten, echte Wirkung

Virtuelle Influencer*innen: Künstliche Persönlichkeiten, echte Wirkung

Virtuelle Influencer*innen werden immer beliebter, weil sie absolut skandalfrei sind. Im Gegensatz zu ihren menschlichen Pendants, werden virtuelle Influencer*innen nur selten in persönliche Probleme verwickelt. Kund*innen oder Urheber*innen haben außerdem die volle Kontrolle über ihre Aktivitäten. Zudem können sie so attraktiv aussehen, wie sie es sein sollen. 

In der aufstrebenden virtuellen Influencer*innen-Szene erweitern Macher*innen die Grenzen virtueller Räume und sozialer Beziehungen. Als zum Beispiel die japanische virtuelle Instagrammerin imma ihre Follower*innen in einem verletzlichen Instagram-Post nach einem angeblichen Streit mit ihrem Bruder um Rat fragte, füllte sich ihr Kommentarbereich sofort mit Menschen, die ihre persönlichen Geschichten von zerbrochenen Beziehungen teilten und Unterstützung anboten. Seit ihrem Debüt im Jahr 2018 hat imma über 350.000 Follower auf Instagram und fast 250.000 auf TikTok gesammelt. Mittlerweile hat sie sogar eine Modekollektion mit Amazon auf den Markt gebracht und ihre eigenen virtuellen Modeartikel entworfen.

Ewig jung und ein reges soziales Leben

Ein weiterer offensichtlicher Vorteil, den virtuelle Influencer*innen gegenüber ihren menschlichen Gegenspieler*innen haben, ist die Tatsache, dass sie einfach nicht altern. Im Jahr 2016 trat Lil Miquela mit ihren charakteristischen Microbangs und ihrem Lächeln mit Zahnlücke in die Influencer*innen-Szene ein und wurde zur vielleicht berühmtesten virtuellen Influencerin der Welt. Seit fünf Jahren veröffentlicht sie regelmäßig Lifestyle- und Modeinhalte für ihre 3 Millionen Follower*innen auf Instagram – und bleibt dabei während ihres gesamten Online-Ruhms im goldenen Alter von 19 Jahren.

Um die Authentizität zu erhöhen, setzen sich einige virtuelle Influencer*innen für soziale Zwecke ein und zeigen ihre Leidenschaften in den sozialen Medien. Rae, eine virtuelle Influencerin aus Singapur, zeigt häufig ihr Interesse an Kunst und Skateboarding sowie ihr Talent, Offline-Freundschaften zu knüpfen. Über die virtuelle Influencerin ist nicht viel bekannt, außer der Tatsache, dass sie von einer Organisation namens Team Rae betrieben wird. Wie viele andere virtuelle Influencer*innen ziehen es die Macher*innen von Rae vor, anonym zu bleiben. Auch Sie bleibt ewig Jung, nämlich 25 Jahre alt.

Potenzial zur Manipulation junger Menschen

Das Aufkommen von Deep Fakes und virtuellen Influencer*innen ermöglicht es Unternehmen, junge Menschen „leicht zu manipulieren“ und droht, ihr Wohlbefinden zu beeinträchtigen, so Internet Matters, eine Kampagne für Online-Sicherheit, die von Internetanbietern und Unternehmen der sozialen Medien unterstützt wird. „Der virtuelle Influencer gibt Marken und Unternehmen die Möglichkeit, Beiträge zu erstellen, die perfekte Jungen und Mädchen zeigen, die mit einem Klick ein großes junges Publikum ansprechen können“, sagte die Psychologin Dr. Linda Papadopoulos, eine Botschafterin von Internet Matters. „Dies ermöglicht es Unternehmen, junge Menschen leicht zu beeinflussen.“

Peter Fonagy, Leiter des Anna-Freud-Zentrums für psychische Gesundheit von Kindern, sagte, dass digitale Influencer*innen ein Beispiel dafür seien, dass Computer eingesetzt werden, um einen tiefgreifenden psychologischen Prozess zu imitieren, der es Menschen ermöglicht, anderen zu vertrauen, nämlich das Gefühl, anerkannt zu werden. „Das Problem ist, dass KI diesen Prozess nachahmen kann“, sagte Fonagy. „Man kann sie so programmieren, dass die optimale Anzahl von Menschen das Gefühl hat, dass dieser Stimme vertraut werden kann.“

Rasante Entwicklung

Auch wenn an vielen Stellen Misstrauen gegenüber digitalen Influencer*innen besteht, hält das ihre Schöpfer*innen nicht davon ab, sie ein scheinbar zunehmend menschliches Leben in virtuellen Räumen führen zu lassen. In einem Artikel vom Juli 2019 zum Thema virtuelle Influencer*innen prognostizierte der Nachrichtensender VOX: „So viele virtuelle Influencer gibt es noch gar nicht.“ Heute, gibt es bereits über 125 virtuelle Influencer*innen auf den wichtigsten Social-Media-Plattformen, und Kreativagenturen schaffen jeden Monat weitere. Ob es sich nun um eine Modeerscheinung oder einen Durchbruch im Marketing handelt, digitale Avatare als Markenbotschafter*innen stellen eine neue Konvergenz von Kunst, Kommerz und Technologie dar. 

Fotomaterial© pixabay.com

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