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Warum auch starke Frauen nicht immer mutig sind

Stark, mutig, selbstbestimmt: So wollen wir sein und dieses Bild propagieren auch viele Menschen, die sich täglich auf unseren Plattformen vernetzen. Das klingt jetzt ein wenig skeptisch? Tatsächlich. Einige Gespräche im Bekanntenkreis und Diskussionen in unserer Redaktionskonferenz haben mich nachdenklich gemacht. Sind wir nur dann stark, wenn wir es uns leisten können? Wieviel sind wir bereit für unseren Mut zu riskieren? Und die Selbstbestimmung: Können wir immer eindeutig zwischen Wollen und Entsprechen müssen unterscheiden?

In diesen Wochen setzen wir bei Sheconomy ganz bewusst das Thema „Gewalt gegen Frauen“ in den Fokus. Die Zahlen sprechen für sich. In Österreich hat laut aktuellem Bericht der Statistik Austria jede dritte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. Jede fünfte in einer Beziehung lebende Frau wurde bereits von ihrem Lebensgefährten oder Ehemann misshandelt. Das deutsche Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend weist nahezu idente Zahlen aus.

Man muss kein Mathematikgenie sein um auszurechnen, dass nur ein Bruchteil dieser Taten zur Anzeige kommt. Ein Drittel aller Frauen ist bestimmt nicht schwach, mutlos und fremdbestimmt. Meine kluge Kollegin Simone Fasse, die an dieser Stelle bereits über die Rolle der Sprache im Kampf gegen Gewalt geschrieben hat, merkte an: „Man muss es sich in unserer Gesellschaft immer noch bis zu einem gewissen Grad leisten können, sich als Opfer von Gewalt zu deklarieren.“

Wenn eine Anzeige als Verrat am Unternehmen oder der Familie wahrgenommen werden, können die Konsequenzen bitter sein. Leider viel zu häufig für die Opfer und weniger für die Täter.

Um die schockierenden Zahlen der Statistiken zu verbessern liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Vielleicht hilft es, wenn wir gegenseitig mehr darauf achten, ob wir in bestimmten Momenten Unterstützung brauchen. Gerade starke, mutige und selbstbestimmt Frauen tun sich oft schwer, danach zu fragen.


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