»Wir haben keine qualifizierte Frau gefunden« ist eine sehr beliebte Ausrede, wenn es darum geht doch eine Expertin statt eines Experten einzusetzen. Der Punkt ist: Es ist eine Ausrede.
In den Vorständen börsennotierter Unternehmen liegt der Frauenanteil in Österreich gerade mal bei knapp unter fünf Prozent. Gesetzliche Frauenquoten nehmen zwar zu, ihr Effekt ist aber nur selten nachhaltig. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Podiumsdiskussionen. Ein Podium das hauptsächlich (oder ausschließlich) aus Männern besteht, ist nach wie vor kein außergewöhnlicher Anblick. Häufig ist es nur die Rolle der Moderatorin, die der Frau übertragen wird.
Expertise hat nichts mit dem Geschlecht zu tun!
Mit ihrem Projekt »Frauendomäne« wollen Sophie Rendl und Hannah Zach genau das ändern. Rendl ist Juristin und sitzt im Vorstand des Forum Alpbach Networks, Zach ist Kommunikationsberaterin. Ein Jahr lang haben die beiden nach Möglichkeiten gesucht, wie sich sogenannte Männerdomänen in Frauendomänen umwandeln lassen. Schließlich gehen mehr als die Hälfte aller Studiendiplome an Frauen – an geballter weiblicher Kompetenz mangelt es in diesem Land also nicht. Anstatt nur wütend die Fäuste zu ballen und sich über das übliche Bild auf den Podien dieses Landes zu ärgern, haben sie die Sache selbst in die Hand genommen und die Idee einer kostenlosen Datenbank entwickelt.
»Wir haben keine qualifizierte Frau gefunden« = Ausrede
Als Expertinnen-Datenbank soll die Frauendomäne weibliche Kompetenz sichtbar machen. Jede Frau kann sich eintragen, der Zugang ist offen und kostenlos. Ziel der Datenbank ist es, VeranstalterInnen und UnternehmerInnen eine Übersicht über alle Expertinnen in diesem Land zu geben. Dem Vorwurf der umgekehrten Diskriminierung setzt die 28-jährige Sophie Rendl in einem Gespräch mit der Tageszeitung Die Presse folgendes Argument entgegen: »Den Männern soll durch unser Vorgehen nichts weggenommen werden. Wir wollen lediglich das bestehende Ungleichgewicht begradigen – immerhin ist wissenschaftlich erwiesen, dass gemischte Teams erfolgreicher agieren, als es reine Männergruppen tun.« Am 9. Oktober wird die Datenbank gelauncht. Eines ist aber jetzt bereits klar: Das Argument »Wir haben keine qualifizierte Frau gefunden« ist auf jeden Fall Bullshit!
Als gemeinnütziger Verein freut sich die Frauendomäne auch jederzeit über Spenden.