Die Inflation wirkt sich auf den Konsum von Bio-Lebensmitteln aus. Haushalte achten stärker auf ihre Ausgaben. Während teuere Produkte von Bioherstellern in den Regalen zurückbleiben, profitieren vor allem billigere Eigenmarken der Handelsketten.
Viele Haushalte sparen wegen der hohen Inflation bei Bio-Lebensmitteln. Bioläden und Bio-Supermärkte verkaufen dadurch deutlich weniger als in den Vorjahren. Laut dem deutschen Bundesverband Naturkost Naturwaren lagen die Tagesumsätze im Januar knapp zehn Prozent niedriger als im Vorjahresvergleich, im März waren es bereits mehr als 18 Prozent. In Österreich haben sich die Ausgaben für Bio-Lebensmittel seit 2019 von 9,3 auf 12,5 Prozent erhöht. Durch die Inflation sei jedoch zu erwarten, dass dieser Anteil sich im Handel auf zehn bis elf Prozent reduzieren werde.
Bio ja, aber günstiger
Worauf Haushalte derzeit stark acht ist der Preis. Steigende Energiepreise und Preise für die Alltagsversorgung – aber auch der Blick auf die Altersversorgung – führen dazu, dass die Gürtel enger geschnallt werden. Bio wird zwar nach wie vor gekauft, laut dem Marktforschungsunternehmen GfK, greifen Konsument*innen aber verstärkt zu Eigenmarken der Handelsketten. Teurere Markenhersteller werden eher in den Regalen zurückgelassen. Laut GfK erzielten Bio-Eigenmarken der Händler in Deutschland in den ersten drei Monaten ein Umsatzplus von neun Prozent. Bio-Markenhersteller büßten hingegen elf Prozent an Umsatz ein. Auch in Österreich sind Eigenmarken stärker gefragt.
Mehr Gastro, weniger Bio
Duch Lockerungen der Corona-Gesetze zieht es wieder mehr Menschen in die Gastronomie und in den Urlaub, vor allem Berufstätige essen jetzt öfter in der Kantine oder im Restaurant. Dadurch wird weniger Bio für zuhause eingekauft und gekocht. In der Gastronomie und im Tourismus ist Bio aber traditionell noch schwach besetzt, dies führt bei Biobetrieben wiederum zu Umsatzeinbußen. Dennoch haben sich Bioprodukte im Vergleich zu anderen Nahrungsmitteln weniger stark verteuert. Grund: sie hängen nicht so sehr von Düngemitteln ab, deren Preise in die höhe geschossen sind.
Bio muss besser kommunizieren
Laut Bioexperten Wilfried Oschischnig, fehlt der Biobranche der Mut um sich stärker von der konventionellen Landwirtschaft zu differenzieren. In Österreich etwa führt dies dazu, dass Konsument*innen oft nicht zwischen biologisch und regional unterscheiden. Sie greifen daher im Glauben hohe Qualität zu bekommen zu Produkten die nicht den Biostandards entsprechen. Dennoch wird es mehr brauchen als gute Kommunikation um Bio wieder leistbarer zu machen. Ein Lösungsvorschlag kommt von Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin bei Bundesverband Naturkost Naturwaren. Sie forderte, die Mehrwertsteuer für Bio-Lebensmittel und Naturwaren zu streichen, besonders bei Obst und Gemüse. Bei Milch- und Fleischprodukten solle die Steuer niedriger werden als bei konventionell erzeugten Produkten.
Es darf beobachtet werden welche Maßnahmen hier ergriffen werden um Bio wieder mehr Menschen zugänglich zu machen. Schließlich geht es nicht nur um eine Branche sondern auch um die Verantwortung gegenüber Konsument*innen, die ansonsten auf Produkte zurückgreifen müssen, die erwiesenermaßen schädlicher für sie sind.