Mit Verspätung ist es da, das „New Normal“. Endlich wieder Raum für Zufälle – und für Unternehmen die Chance, ihren Mitarbeitenden mehr Flexibilität zu bieten.
Ein bisschen zu spät kommen, das ist für die meisten schon ok. Beim viel beschworenen „New Normal“ sind es gleich ein paar Jahre mehr geworden. Wurden die ersten Rückschlüsse in den Medien schon nach dem ersten Corona-Lockdown gezogen, sind wir aus meiner Sicht eigentlich erst in diesem Jahr an einem neuen Startpunkt angekommen. Fast selbstverständlich blättere ich den Event-Kalender für 2023 durch, suche spannende Konferenzen und weltweite Ausstellungen, die eine Reise lohnen. Sogar eigene Feiern zu planen, fällt endlich leichter. Und das Wunderbare, auf das mich eine geschätzte Kollegin in der vergangenen Woche gestoßen hat: Es ist endlich wieder mehr Raum für Zufälle, für nicht geplante Begegnungen, Gespräche und Erlebnisse.
„Ein Zurück zum Alten wird es nicht geben“, erklärte Janina Kugel – Beraterin, Aufsichtsrätin und zuvor Arbeitsdirektorin und Vorstandsmitglied der Siemens AG – vor kurzem beim Datev-Kongress und blickte auf berufliche und persönliche Veränderungen gleichermaßen. Der Wunsch nach höherer Flexibilität der Beschäftigten nehme zu, die Wechselbereitschaft ebenso. Unternehmen, so der eindringliche Appell von Janina Kugel, sollten die neuen Erwartungen der Mitarbeitenden ernst nehmen. „Wer keine Flexibilität anbietet, verliert an Attraktivität“, mahnt die Expertin. Dies gelte vor allem im Hinblick auf den Wettbewerb um Fachkräfte.
Auch das Bewusstsein für Mental Health ist endlich auf der Agenda angekommen. Wir alle schauen inzwischen sehr genau darauf, für was und vor allem für wen wir täglich unsere Energie einsetzen. Was zieht Menschen zurück ins Office? Was müssen Büros heute bieten, welche Tätigkeiten machen dort überhaupt noch Sinn? Und welchem Sinn, welchem Purpose folgt die Organisation, für die ich arbeite – geht es nur um immer mehr Wachstum? Wie gestalten wir die Zusammenarbeit in hybriden Teams?
Darauf die passenden Antworten zu finden und neue Strukturen zu schaffen – keine leichte Aufgabe für Unternehmen, die mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert werden, in diesem Jahr vielleicht sogar mit einer Rezession. Mut machen da die Berichte von zahlreichen Unternehmens-Lenker:innen, die in der Rückschau einen großen Teil der Corona-Phase als „Luckdown“ bezeichnen. Denn nach den ersten Umsatz-Einbrüchen entstanden auch neue Räume abseits des Tagesgeschäfts. Räume, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln oder Ideen umzusetzen, die schon lange in den Schubladen lagen.
Veränderung ist das neue Normal. Das galt für Unternehmer:innen zwar schon immer, hat aber durch die Überlagerung verschiedener Krisen eine nicht gekannte Dimension erreicht. Auf der Digital Konferenz „DLD“ in München, bei der sich jährlich internationale Vordenker:innen, Entscheider:innen und Start-ups treffen, wehte trotz aller Krisen der Spirit des Machbaren durch die Event-Location „House of Communication“ der Agenturgruppe Serviceplan. Der Name liefert einen Teil der Lösung für das, was uns erwartet. Denn Kommunikation und Austausch über Branchengrenzen hinweg ist die Basis für neue Lösungen und neue Ecosysteme. Wie gut, dass dieser Austausch nun wieder persönlich vor Ort stattfinden kann, aber durch digitale Tools auch die ortsunabhängige Vernetzung heute deutlich einfacher ist.