Seit über 100 Jahren wird im März der Internationale Frauentag begangen. Damit sollen die bisherigen Erfolge der Frauenrechtsbewegung gefeiert, gleichzeitig aber auch auf die nach wie vor gravierenden Ungleichheiten aufmerksam gemacht werden. Ein kurzer Abriss über die Ursprünge dieses Tages.
Ein Blick in die Vergangenheit
Der erste internationale Frauentag wurde 1911 gefeiert – in Deutschland, Österreich (zu dem Zeitpunkt noch Österreich-Ungarn), Bulgarien, der Schweiz, den USA und Dänemark. Dem vorausgegangen war der erste nationale Frauentag 1908 in den USA, der als Kampftag für das Frauenwahlrecht ins Leben gerufen wurde. Die Grundidee des Frauentages war, weitgefasst, die Forderung nach einem gleichberechtigten Leben und der Kampf für die Geschlechtergleichstellung – Themen, die auch heute noch Aktualität besitzen. Was ursprünglich als Vorschlag der Sozialistischen Partei Amerikas begann, wurde in weiterer Folge von der Suffragettenbewegung unterstützt. Die Idee setzte sich fort, weitergetragen von der US-Sozialistin May Wood Simons und unterstützt von den deutschen Sozialdemokratinnen Clara Zetkin und Käte Duncker, und mündete auf der Zweiten Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz 1910 in Kopenhagen in einem Beschluss. Sein genauer Wortlaut lautete wie folgt: „Die sozialistischen Frauen aller Länder [veranstalten] jedes Jahr einen Frauentag, der in erster Linie der Agitation für das Frauenwahlrecht dient”. Damit wurde die Idee auch in Europa populär.
Wie kam es aber dazu, dass wir diesen Tag heutzutage international am 8. März ehren? Zu Beginn fielen die Veranstaltungen in vielen Ländern auf den 19. März, ein einheitliches Datum gab es nicht. Erst auf der internationalen Konferenz kommunistischer Frauen 1921 in Moskau wurde der 8. März als internationaler Frauentag erkoren. Warum genau dieses Datum ausgewählt wurde, ist heute aber nicht mehr exakt zurückzuverfolgen. Als möglicher Grund wird das Gedenken an den Streik der New Yorker Textilarbeiterinnen am 8. März 1857 gehandelt, andere Quellen nennen den 8. März 1908 als Streiktag, wiederum andere verweisen auf den Textilarbeiterinnen-Streik in St. Petersburg, der weitere große Demonstrationen auslöste und in den Kämpfen am 8. März 1917 gipfelte – der Beginn der sogenannten Februarrevolution (im alten russischen Kalender fiel das Datum auf den 23. Februar).
Verbot während des Nationalsozialismus und Etablierung des Muttertags
Zeitsprung in die 1940er Jahre: Während des Nationalsozialismus war der internationale Frauentag und jegliche Veranstaltungen dazu verboten. Stattdessen wurde 1933 der Muttertag im Mai als offizieller Feier- und Ehrentag der deutschen Mütter etabliert, da dieser weitaus besser zur NS-Ideologie passte. Widerstandskämpferinnen zelebrierten den Frauentag allerdings auch während der NS-Zeit weiterhin im Untergrund. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fand der Frauentag 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone wieder statt – während der 8. März in der DDR offiziell als „Tag der Frau” gefeiert wurde, verlor er in den westlichen Besatzungszonen in den folgenden Jahren an Bedeutung.
1975 fand ein erneuter Aufschwung statt: Die Vereinten Nationen riefen das Internationale Jahr der Frau aus, in diesem Rahmen wurde auch der 8. März offiziell als internationaler Frauentag erklärt.
Kritik: Kommerzialisierung und Begriff
Mittlerweile jedoch wird der Tag dahingehend kritisiert, zu kapitalistischen Zwecken missbraucht zu werden oder als Gelegenheit für Purplewashing genutzt zu werden.
Der 8. März ist heutzutage unter einer Vielzahl an Bezeichnungen bekannt: Internationaler Frauentag, International Women’s Day (IWD), Weltfrauentag, Feministischer Kampftag oder auch nur Frauentag. Allerdings stehen jene Begriffe, die sich explizit nur an Frauen wenden, in den vergangenen Jahren immer stärker in der Kritik. Diese liegt darin, dass mit solchen Begriffen auf sprachlicher Ebene viele Personengruppen ausgeschlossen werden, die aber ebenso den Diskriminierungen und der Gewalt des gesellschaftlichen Systems ausgesetzt sind und unter der Ungleichheit der Geschlechter leiden. Deshalb wird der Begriff „Feministischer Kampftag” von vielen Kritiker:innen als zeitgemäße, inklusive Bezeichnung präferiert. Andere Kritiker:innen hingegen fordern statt der Umbenennung des Tages eigene Aktionstage, um die unterschiedlichen Diskriminierungsformen nicht zu vermischen. Häufig wird auch kritisiert, dass die Ursprünge des Frauentages in einer weißen, westlichen feministischen Bewegung liegen und dabei People of Color ignoriert wurden und auch bis heute immer noch werden.
Der International Women’s Day heute
Die ursprüngliche Forderung nach dem Frauenwahlrecht wurde in vielen Ländern in den Jahren nach dem ersten internationalen Frauentag 1911 errungen: beispielsweise 1913 in Norwegen, 1915 in Dänemark, 1918 in Deutschland und Österreich, 1920 in den USA. Einige Länder folgten erst weitaus später nach, so beispielsweise Bulgarien, Ungarn und Slowenien 1945, die Schweiz erst 1971. Die Forderungen rund um den Frauentag haben sich seither also verändert. Der Fokus liegt mittlerweile auf Themen wie Equal Pay, einer gerechten Aufteilung von Care Arbeit und Mental Load, aber auch leider nach wie vor auf ganz grundlegenden Dingen wie die körperliche Unversehrtheit von Frauen, denn Gewalt gegen Frauen steht in vielen Ländern immer noch an der Tagesordnung. Fakt ist, dass wir von der Gleichberechtigung noch weit entfernt sind – laut der UNO-Frauenrechtskommission dauert die Gleichstellung der Geschlechter aus heutiger Sicht noch 300 Jahre.