(Anzeige) Friedhof, Tod und Trauer: Spontane Assoziationen mit dem Beruf des Bestatters sind in der Regel nicht besonders positiv. Im SHEconomy-Talk spricht Sarah Rezac, Filialleiterin der privaten Bestattung Himmelblau im 10. Bezirk, über ihre Erfahrungen aus der Bestattungsbranche und darüber, welchen Einfluss der Tod auf ihre Einstellung zum Leben hat und warum sie sich als junge Frau bewusst für den Beruf der Bestatterin entschieden hat:
Das Arbeitsumfeld eines Bestatters ist in der Regel hochsensibel. Was ist zentral für ein professionelles Auftreten?
Als Bestattungsunternehmen empfangen wir unsere Kund*innen in einer traurigen Lebensphase. Wir nehmen diese herausfordernde Situation als Chance wahr, denn in dieser schwierigen Lage ist es wichtiger denn je, mit Gespür und Geduld ein aufrichtiges Vertrauen aufzubauen. So gehen wir höchstpersönlich auf die individuellen Wünsche der Betroffenen ein. Wir können unseren Kunden die Trauer nicht nehmen, aber wir geben ihnen dafür Zeit aber auch Raum –und das mit sehr viel Feingefühl. Bestatter*innen sind Vertrauenspersonen für die Betroffenen in einer besonders schwierigen Lage. Das Vertrauen in sie ist wohl die wichtigste Ressource für ein professionelles Auftreten.
Warum wählt eine junge Frau bewusst einen Beruf in einer Branche, die vom Tod geprägt ist?
Nach meiner Ausbildung war ich stets auf der Suche nach einem Job, der Sinn macht. Eine Tätigkeit, die einen gesellschaftlichen Mehrwert und Nutzen bringt. Wir empfangen die Angehörigen in Ausnahmesituationen und erleben sensible, authentische, aber auch sehr dankbare Momente. Das macht diesen Beruf so besonders – man lernt jeden Tag neue Geschichten, Perspektiven und Schicksale kennen, bekommt Vertrauen geschenkt – muss sich dieses aber auch verdienen – und große Verantwortung zugeteilt. Den Verstorbenen, den Angehörigen und den Mitarbeitern gegenüber. So üben wir keinen typischen Beruf aus, sondern leben eine Berufung.
Wie reagierten Familie und Freunde auf ihre Berufswahl?
Anfangs haben die Menschen in meinem Umfeld sehr unterschiedlich reagiert. Manche waren erstaunt, andere eher erschrocken. Aber allen voran waren die meisten sehr interessiert an dem Thema und haben mich in meinem Tun unterstützt.
“Es gibt wohl keinen emotionaleren Beruf als den des Bestatters”
Sterben und Tod sind immer noch ein gesellschaftliches Tabu. Wie ist es für Sie, tagein, tagaus mit diesen Themen konfrontiert zu sein?
Auch wenn der „Tod“ von der Gesellschaft zumeist verdrängt wird, ist er Realität. Wir können ihn nicht wegschieben. Wir alle werden letztendlich mit dem Thema konfrontiert, sei es durch einen nahen Angehörigen der Familie oder durch einen guten Freund. Der Tod ist ein Kreislauf der Natur und macht nicht halt bei Sonnenschein -gestorben wird an 365 Tagen im Jahr und nicht nur rund um Allerheiligen.
Was haben Sie sich von dem Beruf als Bestatterin erhofft?
Dass ich mit und für Menschen arbeiten kann. Aber auch das Streben nach einem Dienst im Sinne des Gemeinwohls. Das Helfen steht für mich klar im Vordergrund. Das für andere Leute jederzeit 24/7 da sein. Ich habe mir für meinen Beruf ehrliche und wahre Begegnungen mit Menschen gewünscht. Das Gefühl der Trauer, dass Angehörige spüren, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist, ist ein ganz tiefes und existenzielles Gefühl. Ich möchte für die Angehörigen als Vertrauensperson da sein können und ihnen als tragende Kraft im Abschiedsprozess zur Seite stehen. Es ist ein emotionaler Beruf. Er ist ehrlich und wahrhaftig.
Sie erwähnen die Wichtigkeit von ehrlichen und wahren Begegnungen mit Menschen in ihrem Beruf. Warum ist das wichtig für Sie?
Ich lerne mich dadurch kennen. Verlust, Wut, Traurigkeit. Das sind so intensive Emotionen, die ich begleite und reflektiere. Ich unterstütze die Angehörigen dabei, den für sie bestmöglichen Weg zu gehen, einen großen Verlust zu verarbeiten. Ich möchte, dass die Menschen nicht ihre Gefühle beiseiteschieben, sondern durch die Gefühle gehen, sie leben und ehrlich mit sich sind.
“Ich habe keine Berührungsängste vor diesem Beruf. Der Tod gehört zum Leben dazu.”
Lebt man bewusster, wenn man täglich mit dem Tod zu tun hat?
Ich glaube, ich lebe auch nicht bewusster oder gesünder, als Menschen in anderen Berufen. Nur, wenn du einen Toten in genau deinem Alter hast, dann denkt man schon: Das könnte jetzt auch ich sein. Das sind die Momente, in denen einem die eigene Sterblichkeit bewusst wird. Man wird realistischer und hört auf zu denken, sowas könnte einem nicht passieren. Man merkt, dass der Tod zwar jedes Mal hart aber irgendwie normal ist. Für viele Menschen ist sterben an sich schon komisch. Aber für uns ist das einfach normal, es ist das, was passiert.
Was sind die schönen Momente im Job, die Sie glücklich machen?
Besonders viel Freude macht es mir, wenn ich helfen kann und den Weg mit den Menschen gemeinsam gehe. Ich fokussiere mich also nicht nur auf die Beisetzung, sondern schaue auch auf das Drumherum. Sich einzufühlen, was der Bedarf ist, und dann zu sehen, dass man die Wünsche umsetzen kann, ist ganz toll. Schön ist auch die Dankbarkeit, die man zurückbekommt. In vielen anderen Berufen hört man oftmals nie ein „Danke!“, weder vom Chef, noch vom Kunden. In diesem Beruf ist das anders.
Welche Chancen bietet das Bestattungsunternehmen Himmelblau?
Viele. Wir können uns in verschiedene Richtungen entwickeln –je nach Talenten und Interessen. Gemeinsam mit der Geschäftsführung wird auf deren Basis der Himmelblau Karriereweg geplant und umgesetzt. Zudem bietet das Unternehmen weitere Aus-bzw. Weiterbildungsmöglichkeiten, die bei Bedarf noch als Unterstützung angeboten werden. Kurz gesagt: Bestattung Himmelblau bietet uns eine Vielzahl an Möglichkeiten unsere beruflichen Expertisen weiter auszubauen, das finde ich toll!