Wie profitieren Start-ups von Diversität? Kambis Kohansal Vajargah, Head of Startup-Services bei der WKÖ, erklärt die positive Wirkung der Vielfalt und gibt einen Überblick über neue Entwicklungen.
Welche neuen Entwicklungen gib es auf dem Start-up-Sektor – und welche Rolle spielt Gender-Diversität dabei?
Österreich hat EU-weit den höchsten Anteil an Start-ups mit mindestens einer Gründerin. Während laut EY 36 Prozent solche „Female Start-ups“ sind, haben aber nur 16 Prozent ein Investment im ersten Halbjahr 2022 bekommen. Auch beim Finanzierungsvolumen zeigt sich ein deutliches Ungleichgewicht: Mehr als 90 Prozent des in Start-ups und Scale-ups investierten Kapitals kam rein männlich zusammengesetzten Gründungsteams zugute. Es ist also noch Luft nach oben. Wir werden unter anderem in unseren beiden Flagship-Initiativen, dem Internationalisierungsprogramm Born Global Academy und der Startup Collaboration Challenge înno up, verstärkt Richtung Gender Diversität setzen. Auch der erst kürzlich gestartete Fund F hat sich zum Ziel gesetzt, nur in Female Start-ups zu investieren.
Aufgrund der gezielten Ausrichtung auf Diversität können ganz neue Geschäftsmodelle entstehen. Was ist die Voraussetzung für solche Innovationen?
Voraussetzung ist, dass man das Team gezielt dafür aufbaut und ein Verständnis für die Zielgruppen entwickelt. International interessante Beispiele sind Jamba aus Bulgarien, das Menschen mit Behinderung und Betreuungspersonen einen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und Beschäftigung verschafft oder die Zusammenlegung von Kindergarten und Seniorenheim in Japan. Auch hierzulande gibt es viele Beispiele, wie die Vollpension, die Pensionist:innen inklusiv in ihr Geschäftsmodell integrieren, BioBalkan, das regionale Delikatessen aus dem Balkan anbietet oder myAbility, das den Schwerpunkt auf Unternehmensberatung zu Inklusion setzt.
Welches Potenzial bieten die internationalen Studierenden in Österreich?
Aus Zahlen der Statistik Austria lässt sich ablesen, dass Selbstständige, die nicht in Österreich geboren sind, überdurchschnittlich oft Arbeitnehmer:innen beschäftigen. Durch den internationalen Hintergrund ist der Drang für eine frühe Expansion in neue Märkte, vor allem Richtung Herkunftsländer, stark gegeben, und wie wir wissen, lebt und gedeiht Österreich vom Export. Unter anderem sind gezielte Förderungen in der Gründungsphase ein Instrument, um internationale Studierende zu motivieren, Unternehmen zu gründen.
Im Jänner startet die WKÖ-Initiative „Mentoring für Migrant:innen“ in die nächste Runde. Worum geht es bei diesem Programm?
Ich bin selbst Mentor und möchte Menschen mit Migrationshintergrund dabei unterstützen, besser Fuß am Arbeitsmarkt zu fassen. Der internationale Know-how-Transfer trägt absolut zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts bei. Mentoring für Migrant:innen schafft eine Win-win-Situation, sowohl für Mentees als auch für Unternehmen und somit für uns alle.