Die Kurzsichtigkeit in der Weltbevölkerung nimmt zu. Nicht zuletzt deswegen, weil in Zeiten von Home-Office und Home-Schooling mehr Zeit drinnen und vor diversen Bildschirmen verbracht wird.
Bereits vor der Corona-Pandemie, aufgrund derer wir viel mehr Zeit in Innenräumen und vor Bildschirmen verbringen, warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davor, dass die Zahl fehlsichtiger Menschen immer weiter steigt. In den letzten 20 Jahren hat sich die Zahl der Kurzsichtigen fast verdoppelt. Schuld daran sind unter anderem Bildschirme. Screens spielen sowohl in unserer Freizeit als auch in unserer Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Wir kommunizieren über Smartphones, Kinder erledigen ihre Hausaufgaben am Computer und setzen sich danach an die Playstation, Berufstätige schreiben den ganzen Tag über E-Mails und sehen abends fern. Seit der Corona-Pandemie verlagern sich auch Treffen mit Freund:innen und Meetings mit Arbeitskolleg:innen in die virtuelle Welt. Die Bildschirmzeit steigt an.
Während das Arbeiten im Home-Office viele Vorteile hat, birgt es auch Risiken für die Gesundheit. Etwa für die Augen. Mehr Zeit am Bildschirm geht zumeist mit weniger Zeit im Freien bei Tageslicht einher, dies erhöht wiederum das Risiko auf Kurzsichtigkeit. Vor allem bei Kindern konnte dieser Zusammenhang beobachtet werden. Eine aktuelle Studie aus China, die Anfang März im Fachblatt „Jama Ophtalmology“ erschienen ist, stellt einen deutlichen Zuwachs des Anteils kurzsichtiger Kinder und Jugendlicher fest. Untersucht wurden Daten von rund 123.000 Kindern im Alter zwischen sechs und 13 Jahren. Auffällig sind die Veränderungen vor allem in der jüngeren Altersgruppe: Im Vergleich zu den Vorjahren (2015 bis 2019) wiesen die sechsjährigen Schüler im Jahr 2020 eine dreimal höhere Häufigkeit von Kurzsichtigkeit auf.
Neue Begriffe wie „Quarantäne-Kurzsichtigkeit“ haben sich im vergangenen Jahr etabliert, als „Stubenhocker“-Syndrom wird Myopie, also Kurzsichtigkeit, schon vor der Corona-Pandemie bezeichnet. Wenn mehr Zeit vor Bildschirmen und weniger Zeit in der dreidimensionalen Welt bei natürlichem Licht verbracht wird, leidet unser Sehsystem an Unterforderung. Expert:innen empfehlen daher mindestens zwei Stunden Tageslicht pro Tag und beim Arbeiten am Bildschirm, sei es im Home-Office oder Home-Schooling, regelmäßige Pausen einzulegen. Die gemeinnützige Organisation „Fight for Sight“ aus Großbritannien empfiehlt die „20-20-20 Regel“: Schauen Sie nach 20 Minuten Bildschirmzeit mindestens 20 Sekunden lang auf ein Objekt, das mindestens 20 Fuß (ungefähr sechs Meter) von Ihnen entfernt liegt. So sollen die Muskeln rund um den Augapfel trainiert werden, die Sehkraft erhalten bleiben und das sogenannte „Office-Eye“-Syndrom, das mit Beschwerden wie Kopf-, Augenschmerzen und Verspannungen einhergeht, vermieden werden.