StartMoneyGrün und nachhaltig Vermögen aufbauen

Grün und nachhaltig Vermögen aufbauen

Wir haben mit den beiden Finanz-Expertinnen Michelle Wild und Laura Lemle über Anlagen mit dem gewissen Mehrwert gesprochen und warum speziell in Krisenzeiten finanzielle Risiken durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien reduziert werden können.

Seit Oktober 2022 leitet Michelle Wild, 30, die Nachhaltigkeitsabteilung der Security Kapitalanlage AG der Grawe-Gruppe mit knapp sieben Milliarden Euro Fondsvermögen. Laura Lemle, die sich als Portfoliomanagerin auf das Thema „Sustainable Investments“ spezialisiert hat, unterstützt mit ihrer Tätigkeit neben dem Portfoliomanagement auch die Nachhaltigkeitsabteilung der KAG.

„Grüne Aktien“ und „Nachhaltige Fonds“ sind große Themen in der Finanzbranche. Ist es von Vorteil, wenn Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie oder ein diverses Team vorweisen kann?

Michelle Wild: „Den Zusammenhang zwischen Diversität und Geschäftserfolg haben in den vergangenen Jahren viele Studien in diesem Bereich gezeigt. Eine davon ist von McKinsey, eine international durchgeführte Untersuchung, die folgendes feststellt: Je diverser ein Unternehmen ist, desto erfolgreicher ist es. Diversität ist somit ein Faktor, der den Geschäftserfolg eines Unternehmens langfristig positiv beeinflussen kann. So zeigt sich bei Gesellschaften mit einem hohen Anteil an Gender-Diversität, dass die Wahrscheinlichkeit um rund 25 % größer ist, profitabler zu wirtschaften.

Die in der Security KAG verankerte Diversität zeigt sich dadurch, dass Mitarbeiter:innen aus den unterschiedlichsten Fachdisziplinen im Unternehmen vertreten sind, und Physik, Betriebs- und/oder Volkswirtschaftslehre, Recht, IT, Biologie und Bank- und Versicherungswirtschaft studiert haben. Der Anteil an Frauen und Männern, unterschiedlichen Alters und Herkunft im Unternehmen ist fast gleichermaßen hoch.“

Wie entscheidend ist es für ein Investment von ihrer Seite, ob ein Unternehmen diverse Teams hat?

Laura Lemle: „Wir schauen uns das sehr genau an. Die Nachhaltigkeits-Siegel, die wir beachten, berücksichtigen sämtliche Aspekte des ESG und daher auch das Verhältnis der Geschlechter und der Diversität in den Unternehmen.“

Konnten Sie beobachten, dass auch von Kundenseite immer mehr nachhaltige Aspekte beim Investieren nachgefragt werden?

Michelle Wild: „In den vergangenen Jahren war es wirklich erfreulich zu sehen, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Investments und auch der Absatz stetig gestiegen sind. Das ist jedenfalls eine positive Entwicklung, die uns darin bekräftigt unsere Produktpalette weiter auszubauen.“

Häufig wird propagiert, dass „Green Bonds“ eine neue weibliche Zielgruppe eröffnen. Sind es tatsächlich mehr Frauen als Männer, die an nachhaltigen Anlagen interessiert sind?

Laura Lemle: „Da wir vorwiegend Kunden im institutionellen Bereich haben, können wir keine großen Unterschiede beobachten. Tatsächlich habe ich den Eindruck, dass Männer genauso an nachhaltigen Anlagen interessiert sind. Es ist jedoch gut vorstellbar, dass es im Privatkundengeschäft einen Unterschied ausmacht.

Michelle Wild: „Eine vom Bundesministerium im Jahr 2022 veröffentlichte AK-Studie über das nachhaltige Konsumverhalten österreichischer Haushalte hat bezogen auf die Finanzbrache bzw. nachhaltiges Investieren folgendes festgestellt: Frauen achten bei der Entscheidung für ein Finanzprodukt häufiger auf soziale und ökologische Kriterien als Männer dies tun. Eine statistische Signifikanz besteht bei den Unterschieden jedoch nicht. Da die institutionelle Kundschaft den überwiegenden Anteil unserer Anleger:innen ausmacht, kann keine geschlechtsspezifische Unterscheidung bei nachhaltigen Investitionen festgestellt werden.

Sie sagen, nachhaltige Aktien sind unter anderem auch aufgrund ihrer Performance beliebt. Liegt es daran, dass die Gefahr eines Absturzes, wie jetzt bei vielen Tech-Produkten, weniger gegeben ist?

Laura Lemle: „Der Markt tendiert speziell in Krisenzeiten zu Überreaktionen. Bei den Tech-Aktien sehe ich einfach eine Korrektur des Marktes und wir können noch nicht sagen, ob es jetzt wirklich eine Überreaktion nach unten war oder dies die neue Realität darstellt. Im heurigen Jahr konnte ein Teil der Underperformance schon wieder aufgeholt werden.
Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien können finanzielle Risiken reduziert werden, auch im Tech-Bereich. Dieser weist jedoch traditionell eine höhere Schwankungsbreite auf als nicht zyklische Unternehmen.

Was war für Sie die Motivation in die Finanzbranche zu gehen?

Michelle Wild: „Vor knapp zehn Jahren konnte ich im Rahmen eines Praktikums in der Security KAG einen ersten Kontakt mit der Branche knüpfen. Mittlerweile blicke ich auf eine bald zehnjährige Berufsgeschichte in der Security KAG und ein finanzwirtschaftliches Studium, im Zuge dessen ich mich in meiner Masterarbeit insbesondere mit dem Thema Nachhaltigkeit befasste, zurück. Bis heute fasziniert mich der Finanzmarkt, vor allem aufgrund seiner wesentlichen Rolle als Katalysator, um etwas zu gestalten und Entwicklungen wie bspw. das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben.“

Laura Lemle: „Für mich war das ein klarer Weg: Bereits beim Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Uni in Graz war für mich von Anfang an die Finanzwirtschaft am interessantesten. In meiner Masterarbeit habe ich mich dann mit nachhaltigen Themen beschäftigt. Ich arbeite gerne mit Daten und Fakten, also im quantitativen Bereich, und da ist diese Branche einfach für mich am spannendsten.“

Michelle Wild, Leiterin Abteilung Nachhaltigkeit, Security KAG

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