Deutsche Unternehmerinnen fordern bessere Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Wirtschaft. Warum dies gerade jetzt nötig ist und wozu Erdgas vorerst gebraucht wird, sagt VdU-Geschäftsführerin Evelyne de Gruyter.
Warum war es Ihnen wichtig, die 15 Punkte für eine nachhaltige Wirtschaft zusammenzutragen?
Klimaschutz und Energiewende sind neben der Digitalisierung und dem demografischen Wandel die großen und in vielerlei Hinsicht miteinander verknüpften Transformationsthemen und Herausforderungen unserer Zeit. Die Unternehmerinnen des VdU sind mit ihren Betrieben Teil dieser Transformationsprozesse und leisten ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Wirtschaft. Dazu braucht es jedoch gewisse politische Rahmenbedingungen, die die Unternehmerinnen in den 15 Punkten benennen.
Viele Unternehmen stehen vor riesigen Herausforderungen mit digitalem Wandel, Problemen in der Lieferkette, Fachkräftemangel – welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang dazu nachhaltiges Wirtschaften?
Anders als Digitalisierung und Demografie sind Klimaschutz und Energiewende stark geprägt und unmittelbar abhängig von globalen Entwicklungen: Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine rückt die Energieversorgungssicherheit und Fragen der Energieautonomie in den Fokus der Energiewende, die Katastrophe von Fukushima leitete den Atomausstieg Deutschlands ein und Unwetter und Hochwasser haben Konsequenzen für die Bebauung und Versiegelung von Flächen an Gewässern. Die Corona-Pandemie machte die globalen Verflechtungen und Anfälligkeiten in den Lieferketten deutlich. Nachhaltiges Wirtschaften heißt für uns, aus diesen Entwicklungen die richtigen und generationsgerechten Konsequenzen für das unternehmerische Handeln zu ziehen, die Geschäftsprozesse, Produkte und Unternehmenskultur entsprechend anzupassen, um erfolgreich zu sein und als gesellschaftliche Akteure unseren sozialen und ökologischen Beitrag zu leisten.
Welche Forderungen haben für den VdU derzeit besonders hohe Priorität?
Die Schaffung von Stabilität für Menschen und Wirtschaft ist besonders wichtig, weshalb die Unternehmerinnen nachhaltiges Wirtschaften zwingend als einen Gleichklang aus Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Sozialem sehen. Diese drei Bausteine dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden, um nachhaltiges Wirtschaften zu erfolgreichem Wirtschaften im Sinne der Gesellschaft und künftiger Generationen zu gestalten.
Sehen Sie Bewegung in der Politik, um nachhaltige Wirtschaft für Unternehmen voran zu bringen?
Wir sehen durchaus Bewegung seitens der Politik. Der Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung lässt darauf schließen, dass die Dringlichkeit der wichtigsten Themen, wie der Umbau unseres Energiesystems, unserer Energieversorgung, unserer Infrastruktur sowie Diversifizierung von Energiequellen und die signifikante Verkürzung von Planungs- und Genehmigungsverfahren, erkannt wurden. Entscheidend und herausfordernd wird nun die Umsetzung dieser Themen in politisches Handeln sein.
Der Verband deutscher Unternehmerinnen e. V. ist ein deutscher Wirtschaftsverband, der seit 1954 branchenübergreifend die Interessen von Unternehmerinnen gegenüber der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vertritt. Derzeit repräsentiert der VdU über 1.800 frauengeführte, insbesondere mittelständische Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung. Zu den 15 Forderungen zählen
– Erdgas als Brückentechnologie im Strom- und Wärmesektor
– Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren
– Veränderungen im Vergaberecht
– Fördermittel für Grundlagen- und Anwendungsforschung sowie
– Stärkung von Gründerinnen und Unternehmerinnen in der Green Economy