Christina Knopf hat Bildungswissenschaften an der Universität Wien studiert. Sie hat zahlreiche Ausbildungen im Bereich Coaching absolviert und sich hierbei auf Leadership Development spezialisiert. Nach ihrem Studium hat sie einige Jahre im Bereich HR gearbeitet und bei einem Weiterbildungsinstitut ein Team von 20 MitarbeiterInnen geleitet. An der WU zeichnet sie für die Programmentwicklung und -durchführung hauptsächlich für Leadership-Themen verantwortlich.
Welches Klischee rund um Frauen im Job können Sie nicht mehr hören?
Ich glaube eher, dass es häufig Klischees oder Glaubenssätze gibt, die wir Frauen von uns selbst haben. Nämlich, dass wir oft unsere wahre Größe nicht sehen und uns nicht trauen, uns zu zeigen. Das bedeutet, dass wir in Meetings nicht sagen, was wir denken, weil wir Angst haben, etwas Falsches zu tun. Oder sich Meinungen anschließen. Aber das ist, was wir lernen müssen. Uns selbst auf der einen Seite wichtiger zu nehmen und auf der anderen weniger wichtig in dem Sinn, dass wir nicht permanent darüber nachdenken, was andere denken könnten. Es denkt ja ohnehin immer irgendjemand irgendetwas und es ist nicht möglich, da irgendetwas kontrollieren zu können. Es geht darum, zu sich zu stehen und wertschätzend mit anderen umzugehen, aber klar seine Meinung zu sagen. Ich glaube, wenn wir uns selbst befreien von diesen Glaubenssätzen, dass wir etwas nicht können, dass wir scheitern, etc. profitieren wir selbst und auch andere, weil wir Verantwortung übernehmen.
Sind Sie Feministin?
Ich sehe mich nicht als Feministin, gleichzeitig sehe ich trotzdem, dass wir noch viel mehr Frauen in Führungspositionen brauchen. Ich wünsche mir allerdings, dass wir nicht „hart“ werden müssen in der Führung, was ich oft höre, wenn ich mit Frauen spreche, die in hohen Leadership Positionen sind. Wir müssen uns trauen, auch das Feminine in der Führung lebendig zu machen. Was bedeutet das? Wenn es erforderlich ist, sollen Führungskräfte Gefühle ansprechen und das ist eine sehr weibliche Komponente und eine Kunst. Bei allen Zielen, Vorgaben, Prozessen und Budgets dürfen wir nie vergessen, dass Menschen daran beteiligt sind, sie sind der Kern. Top Vorstände sollten keine Scheu haben, über Emotionen zu sprechen. Je besser ich mich kenne, desto offener kann ich auch mit Emotionen umgehen. Hier können Männer noch viel von Frauen lernen.
Was war die größte Hürde, die Sie auf Ihrem bisherigen Karriereweg gemeistert haben?
Ich glaube die größte Hürde auf meinem bisherigen Karriereweg war immer ich selbst. Weil ich mir lange Zeit zu viele Gedanken gemacht habe. Ich wollte es allen Recht machen, keine Fehler machen, natürlich aus Angst heraus, abgelehnt zu werden. Wenn dieses Gefühl in einem ist, ist das sehr unangenehm. Ich habe das Stück für Stück abgelegt, indem ich Erfahrungen gemacht, Neues ausprobiert, Herausforderungen angenommen habe. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich vor 6 Jahren war, als ich an der WU Executive Academy begonnen habe und wo ich heute stehe, da liegen Welten dazwischen. Mein Job hat sich total verändert, ich mache das, wovon immer geträumt habe. Ich arbeite mit Führungskräften, ich entwickle neue Leadership Programme und kann mich innovativen Themen widmen. Das macht einfach Spaß, wenn ich das im Team gemeinsam mit meinen Kollegen entwickeln und umsetzen kann. Dafür bin ich auch sehr dankbar.
Was motiviert Sie jeden Tag Ihr Bestes zu geben?
Ich möchte, dass Menschen sich entwickeln, wachsen und über sich selbst etwas lernen. Die größte Freude ist für mich, wenn Menschen ihr Potenzial leben und das tun, was sie lieben und am besten können. Eine Mentorin von mir meinte einmal, ich sei wie ein „personal growth fertiliser“ – also ein persönlicher Wachstumsdünger. Ich sehe Potenziale und helfe Menschen diese zu erkennen. Das ist ja ganz essentiell für Führungskräfte – das bei sich zu erkennen und bei anderen. Und das ist, was mich motiviert, jeden Tag mein Bestes zu geben.
Wie gehen Sie mit beruflichen Rückschlägen um?
Rückschläge gehören aus meiner Sicht dazu und sind ein Wachstums-Booster. Wenn immer alles linear verlaufen würde, würden wir ja nicht so viel lernen. Immer wenn ich einen Rückschlag erfahre habe in meinem Leben, wurde ich ja auf mich selbst zurückgeworfen: Kann ich diesen Rückschlag als etwas sehen, das mich letztlich stärkt, weil ich daraus neue Kräfte entwickelt habe? Ich muss wirklich sagen, dass mich die schwierigen Situationen am meisten gelehrt haben in meinem Leben. Man darf nie aufgeben und muss vorwärts schauen.
Welche drei Eigenschaften helfen Ihnen dabei, erfolgreich zu sein?
Hab ein klares Ziel vor Augen, denk nicht so viel über dich selbst nach und behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden möchtest. Mich in die Schuhe des anderen zu stellen, ist ein uralter Trick, der magisch wirkt, finde ich. Mit dem handelt es sich so viel leichter. Man muss sich immer vergegenwärtigen, dass jeder erfolgreich sein möchte und, wenn ich darauf achte, was der andere braucht, kann ich viel geschickter und besser kommunizieren und Ziele gemeinsam erreichen. Dafür braucht es viel Offenheit und sich darin zu üben, das eigene Ego zurückzustellen.
Haben Sie ein weibliches Vorbild?
Ich habe nicht das eine weibliche Vorbild, da gibt es viele. Aber was ich sagen kann, Mütter sind für mich Vorbilder. Ich selbst habe keine Kinder, aber das, was Mütter leisten (und natürlich auch Väter) ist unglaublich. So gesehen sind meine Mutter und auch meine Schwester für mich große Vorbilder. Für mich ist das wirklich ein Wunder, welche Liebe und Zeit Eltern ihren Kindern schenken. Aber Kinder rufen das ja auch hervor. Wenn ich mit meinen Nichten bin, ist das auch ganz wundervoll.
Mit welcher erfolgreichen Frau würden Sie gerne einmal zu Mittag essen und warum?
Ich habe da irgendwie einen anderen Zugang. Ich finde, ich kann von jedem Menschen etwas lernen und das versuche ich auch in meinen Begegnungen so zu sehen. Weil wer definiert Erfolg? Jeder für sich. Und so gesehen freue ich mich über jede Begegnung. Aber wenn ich so darüber nachdenke wäre es spannend, Angela Merkel zu treffen, das wäre toll.
Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen in ihrem jeweiligen Job oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen?
Ich denke, wenn man selbst denkt, man muss sich extrem anstrengen, dann wird es auch so sein. Die Frage ist, was passiert, wenn man sich weniger anstrengt. Man kann die gleichen Dinge tun mit viel und mit wenig Anstrengung, finde ich. Da muss man sich von Glaubenssätzen und Gedanken lösen, dann ist wird es auch leichter. Aber mit Glaubenssätzen ist es wie mit einer Reise. Es geht nicht von heute auf morgen, aber, wenn man konsequent dran bleibt, werden sie sich verändern und unterstützend wirken.
Ein letztes Statement
Wir Frauen können alles erreichen, was wir uns erhoffen und erträumen. Wenn wir glauben, dass wir das Potential dazu haben, dann wird es auch möglich sein.