Ihr #momtoo-Post ging auf LinkedIn viral: Die Managerin Kaitlyn Chang rückte die Benachteiligung von Müttern im Job ins Zentrum der Debatte.
Kaitlyn Chang steht auf der Bühne des Forward Festivals in Wien und teilt ihre Expertise über Creative Entrepreneurship. In der einen Hand hält sie eine Power Point-Fernbedienung mit der anderen gestikuliert sie – und um ihren Bauch herum trägt sie ihr Baby in einem Tragetuch. Die 41-jährige Managerin ist vor wenigen Monaten Mutter geworden und will sich nicht verstecken müssen: „I’m a professional, but I’m a #MomToo. And being a mom doesn’t make me any less professional.“ Mit diesen Worten und einem Foto ihres Vortrages sorgte Kaitlyn Chang, die Brand Innovation Leaderin bei Accenture Interactive in Wien ist, für viel Aufmerksamkeit auf LinkedIn. Ihr Post traf einen Nerv: mehr als zwei Millionen Menschen sahen den Beitrag, fast 75.000 LinkedIn-User*innen kommentierten, teilten ihn oder reagierten auf den Post.
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Chang kritisiert, dass Mütter im Job benachteiligt werden, während Männern genau das Gegenteil widerfährt. Arbeitende Mütter werden unbewusst dafür bestraft, dass sie Kinder haben. Sie haben geringere Chancen befördert zu werden oder eine Gehaltserhöhung zu bekommen und werden zudem als unprofessionell angesehen, wenn sie ihre private Seite als Mutter zu sehr durchscheinen lassen. Dabei ändert eine Elternschaft nichts an den beruflichen Fähigkeiten einer Frau. Dies klingt selbstverständlich, ist es im Berufsleben – Chang spricht in diesem Fall über die Kreativbranche – jedoch nicht.
Hybrid als Chance
Arbeitende Väter erhalten im Gegensatz zu Müttern hingegen einen „Fatherhood Bonus“, wie Chang es formuliert. Sie erleben keine Nachteile im Beruf, sondern werden häufig sogar finanziell besser gestellt. Diese Vorurteile und geschlechtsabhängige Differenzierung bezeichnet Kaitlyn Chang als „Schwanensee Syndrom“. Sie appelliert für ein Umdecken und fordert, dass es normalisiert wird, Babies und Kinder bei der Arbeit dabei zu haben. Was momentan nämlich nicht sichtbar ist, sind die unzähligen Stunden, die arbeitende Mütter neben ihrer Lohnarbeit für den Haushalt und die Kinderbetreuung aufwenden. Es ist unbezahlte Arbeit, die bis heute großteils von Frauen erledigt wird – egal ob sie berufstätig sind oder nicht. Chang sieht die aus der Pandemie entstandene neue hybrid Arbeitsweise als Chance, um Stereotype bewusst zu durchbrechen: „Wir müssen fließendere Grenzen zwischen Arbeit und Familie für alle Geschlechter #normalisieren.“
Mit #momtoo gelang es Kaitlyn Chang auf einen Missstand aufmerksam zu machen und auf LinkedIn eine Bewegung auszulösen: Seit Tagen schwirren auf dem Business-Netzwerk Fotos von Personen herum, die ihr Kind mit an den Arbeitsplatz nehmen. Der Stolz steht ihnen ins Gesicht geschrieben: „Ich habe ein Kind und bin professionell.“