Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Elisabeth Weißenböck leitet Anna Relle die Programmierschule acodemy. Im Interview spricht sie über Pläne und kurze Phasen der Planlosigkeit.
Gab es während Ihrer Karriere eine Entscheidung, die Sie zunächst als Fehler eingestuft haben, die sich aber später als positiv erwiesen hat?
Da gab es definitv einige. Eine Entscheidung war dabei ganz besonders einschneidend. 2015 habe ich meine gut bezahlte Geschäftsführungsposition bei einem Konzern verlassen, um endlich selbständig zu werden. Nach der anfänglichen Euphorie über die erlangte »Freiheit« kam bald die Ernüchterung. Es war zunächst unklar, ob mein Plan auch machbar ist und anfänglich wurde alles sehr unsicher. Auf einmal war einiges nicht mehr da. Gehalt, Firmenauto und Reisen gehörten da zum Beispiel dazu. Obwohl also die Entscheidung ursprünglich gut überlegt war, kam eine Zeit der großen Verunsicherung, beziehungsweise auch die Zeiten, in denen die Entscheidung falsch schien. Inzwischen, vier Jahre später, habe ich, gemeinsam mit meiner jetzigen Geschäftspartnerin, unsere Programmierschule acodemy auf ein sehr gutes Fundament gestellt. Die Entscheidung war also doch ganz eindeutig richtig.
Wie würden Sie Ihren Umgang mit Fehlern beschreiben? Mit eigenen Fehlern, aber auch mit den Fehlern Ihrer Mitarbeiter*Innen …
Da habe ich in den letzten Jahren viel dazugelernt. Am Anfang meiner Karriere war ich sehr streng zu mir. Und zu anderen auch. Fehler sah ich als negativ an. Ich dachte, dass sie nicht sein dürfen und vermieden werden können und sollen. Diese »Strenge« machte nicht nur mir und meinem Umfeld großen Stress, sie ist auch der falsche Zugang.Denn ohne Fehler geht es nicht, ohne Fehler lernt man langsamer und viele Fehler erweisen sich im Nachhinein ohnehin als richtig. Ich bin also viel »geduldiger« geworden was meine eigenen Fehler, aber auch die Fehler von anderen betrifft. Ich ertappe mich trotzdem immer wieder dabei, dass mich Fehler ärgern. Und dieses Ärgern ist wiederum ein Fehler, aus dem ich versuche zu lernen.
Wie schätzen Sie den Umgang mit Fehlern in österreichischen Unternehmen allgemein ein?
Sehr unterschiedlich. Es gibt immer mehr Unternehmen, die erkennen, dass Fehler zur Entwicklung dazugehören. Das ist auch ein Trend, der sich international langsam aber sicher durchsetzt. Aber es gibt auch eine andere Seite: Unternehmen müssen wirtschaftlich denken und Fehler kosten unter Umständen Geld. Viel wichtiger ist jedoch, was nach einem Fehler passiert. Noch immer gibt es viele Unternehmen, in denen sofort die Frage nach der oder dem Schuldigen auftaucht. Statt einer schnellen Korrektur wird also erstmal nach einer Person gesucht, der man die Schuld zuweisen kann. Die Frage sollte aber sein: »Wie machen wir es das nächste Mal besser?« Sonst folgt ein viel gefährlicherer Prozess, nämlich jener der Verschleierung eines Fehlers. Das führt dann unter Umständen zu wirklich langfristigen Problemen.