Theresa Imre ist nicht nur die Gründerin des digitalen Bauernmarkts markta, sondern auch die treibende Kraft hinter dem innovativen Start-up. Im Gespräch hat sie uns erzählt, warum es so wichtig ist, zwischen bewussten Entscheidungen und unabsichtlichen Fehlern zu unterscheiden.
Gab es während Deiner Karriere eine Entscheidung, die Du zunächst als Fehler eingestuft hast, die sich aber später als positiv erwiesen hat?
Auch wenn mir jetzt kein konkretes Ereignis einfällt, finde ich schon, dass das immer wieder zutrifft. Ich habe mich immer wieder in sehr große Schuhe gestellt und bin zeitweise auch richtig darin geschwommen. Aber rückblickend waren diese Grundsatzentscheidungen, auch wenn sie oft nicht gleich greifbar waren, dann auch richtig. Sobald man sich in eine Richtung bewegt, passiert auch etwas; der Ball kommt ins Rollen – wohin weiß man oft nicht, aber da ist dann die Balance zwischen Geduld und Scharfsinn gefragt. Denn schwierig wird es vor allem dann, wenn man sich von anderen in eine Richtung treiben lässt. Es gibt einfach so viele Menschen, die denken, dass sie die Situation von außen besser beurteilen können. Hier fällt mir übrigens dieser Satz ein: »Hör nicht auf die Kritik von jemandem, den du nicht um Rat fragen würdest«. Gerade als Allein-Gründerin, so wie ich es bin, ist es super wichtig, nicht die Zuversicht zu verlieren und einen langen Atem zu haben, auch wenn sich viele Entscheidungen erst später bewahrheiten.
Ist das auch so ein bisschen die Geschichte hinter markta?
Ja, voll. Vor 1,5 Jahren haben wir noch aus meinem Wohnzimmer gearbeitet. Meine ersten MitarbeiterInnen, die ich im März 2018 eingestellt habe, sind zum Arbeiten täglich zu mir nach Hause gekommen. Dann ist alles eigentlich sehr schnell gegangen. Wir sind in ein kleines Büro am Yppenplatz gezogen und haben neun Monate später bereits den nächsten Schritt gewagt und die Kommissionierung der Lebensmittel übernommen. Und zwar in einem 500 Quadratmeter großen Fulfillment Center in der Traktorfabrik in Floridsdorf. Natürlich sind solche Entscheidungen auch immer mit einer Portion Unsicherheit verbunden. Diese Unsicherheit entsteht, zumindest meiner Erfahrung nach, aber vor allem dann, wenn man sich selbst zu wenig Zeit nimmt, die Situationen zu verarbeiten. Je klarer man Dinge sieht und wahrnimmt, desto ruhiger fühlt man sich auch. Und je mehr von außen gedrängt wird, desto öfter denkt man daran, dass es vielleicht ein Fehler war. Ich habe während dieser Zeit viel dazugelernt und sehe Unsicherheit in diesen Belangen nicht mehr als Fehler, sondern als Warnhinweis für mich selbst, genauer hinzuschauen.
Wie würdest Du Deinen Umgang mit Fehlern beschreiben? Mit eigenen Fehlern, aber auch mit den Fehlern Deiner Mitarbeiter*Innen …
Ich bin grundsätzlich sehr offen für Fehler, aber es kommt darauf an, wie sie entstehen. Wenn Fehler aus bewussten Entscheidungen heraus passieren, dann sind sie legitim, weil man aktiv etwas daraus lernt. Manchmal klappt es und manchmal einfach nicht, aber man weiß grundsätzlich, wo man hin möchte. Um einiges kritischer bin ich dann, wenn Dinge unabsichtlich zu Fehlern werden. Aus Ungenauigkeit, Faulheit oder Überheblichkeit zum Beispiel. Oder weil man etwas versäumt hat und dadurch andere es ausbügeln müssen – dann kann ich schon auch streng werden. Ich bin sehr genau und habe diesbezüglich hohe Ansprüche. Wenn die Entscheidung aber bewusst getroffen wurde und es nicht nach Plan läuft, würde ich das nicht als Fehler bezeichnen, sondern als Erkenntnis.
Wie schätzt Du den Umgang mit Fehlern in Österreich oder in österreichischen Unternehmen allgemein ein?
Ich habe häufig das Gefühl, dass es in Österreich oft um die Wahrung des Scheins geht, es also am wichtigsten ist, professionell zu wirken und sich gut zu verkaufen. Der ehrliche Umgang mit der Tatsache, dass es manchmal einfach nicht läuft, ist nicht wirklich stark ausgeprägt. Mit diesem Schein kann ich persönlich sehr schlecht umgehen, wenn nichts dahintersteckt. Wenn etwas bei mir nicht gut läuft, dann will ich das in den Diskurs bringen und setze keine Fassade auf. Manche überrascht es, wie offen ich hier zeitweise sein kann, es kommt aber insgesamt positiv an, weil es mich auch greifbar macht. Es zahlt sich aus, authentisch mit diesen Themen umzugehen, weil man selbst und auch andere aus den Fehlern lernen können und oft gemeinsam dann die Lösung entsteht.
Wie geht es in der nächsten Zeit mit markta weiter? Worauf dürfen wir uns freuen?
Das Schöne ist, dass wir gerade merken, wie gut der gebündelte Wocheneinkauf ankommt. Wir packen die Lebensmittel von ganz vielen Klein- & Familienbetrieben zu fertigen Paketen und liefern sie über Hauszustellungen österreichweit und Abholstationen in Wien aus. Darüber hinaus fühlt es sich auch unglaublich gut an, das »Produkt« markta klar definieren zu können – die Selbstfindungsphase von markta ist abgeschlossen. Früher, als wir den logistischen Teil noch nicht selbst übernommen hatten, sondern man nur direkt bei den Betrieben bestellen konnte, war es oft schwierig, den KonsumentInnen zu erklären, wie markta als Lebensmittelplattform überhaupt funktioniert. Jetzt können wir das klar sagen und sind entspannter. Wir wachsen kontinuierlich und holen uns eigentlich jede Woche aufs Neue den Proof of Concept von unseren KundInnen ab. Unser Plan für die Zukunft ist es, Wien jetzt richtig g‘scheit auszurollen – wir wollen im nächsten Jahr bis zu 50 Abholstellen eröffnen, um vor allem »vor Ort« in den verschiedenen Grätzln sehr präsent zu sein. Jetzt heißt es wieder Ärmel hochkrempeln und nach vorne gehen, mit einem klaren Ziel und einem guten Produkt im Rucksack.
Außerdem startet am 4. Dezember unser Crowdinvestment über conda.at/startup/markta. Das Darlehen hat eine Laufzeit von 7 Jahren, ist attraktiv verzinst und die InvestorInnen profitieren an unserer Unternehmenswertsteigerung.
Headerbild © Josef Siffert