StartBusiness#MeToo: Der Gerichtsprozess gegen den Sänger R. Kelly

#MeToo: Der Gerichtsprozess gegen den Sänger R. Kelly

Es ist der MeToo-Fall der Musik-Szene. Dem Sänger R. Kelly („I Believe I Can Fly“) wird sexueller Missbrauch von Frauen, Mädchen und Buben vorgeworfen und steht deshalb momentan in New York vor Gericht. Nun geht das Verfahren in die heiße Phase.

Nach der Auswahl der Geschworenen (sieben Männer und fünf Frauen) vergangene Woche ging der Prozess am Mittwoch richtig los. Sah es für R. Kelly schon vor dem Verfahren nicht gut aus, kommt er nach den Auftaktplädoyers und Zeugenaussagen immer weiter in Bedrängnis.

„Hier geht es um ein Raubtier“

Die ersten Zeugenaussagen zeichnen ein abscheuliches Bild: gemeinsam mit Angestellten soll R. Kelly junge Frauen und Minderjährige gefügig gemacht und zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Sein Team soll ihm Mädchen vermittelt haben, R. Kelly selbst habe ihnen oft eine erfolgreiche Karriere in Aussicht gestellt. Diese Fälle sollen sich in den 1990ern und 2000ern ereignet haben. Einer Zeit in der R. Kelly zu den einflussreichsten Künstler*innen der Pop-Szene zählte. Er besetzte die Charts mit Liedern wie „I Believe I Can Fly“ und „Ignition“, schrieb Songs für Michael Jackson und Whitney Houston und kollaborierte später mit Britney Spears, Justin Bieber und Lady Gaga.

Die stellvertretende Bundesstaatsanwältin für den östlichen Bezirk in New York, Maria Cruz Melendez, stellte in ihrem Eröffnungsplädoyer fest: „Bei diesem Fall geht es nicht um einen Prominenten, der gern feiert. Hier geht es um ein Raubtier.“ Sie benutzte den englischen Begriff „Predator“, der in den USA häufig für Sexualstraftäter verwendet wird. Auf Deutsch wird er mit Raubtier übersetzt.

Vorwürfe von Kidnapping bis Bestechung

R. Kelly muss sich vor Gericht zu Vorwürfen der Ausbeutung Minderjähriger, Kidnapping und Bestechung verantworten. Thema des Prozesses wird außerdem seine Ehe mit der damals 15-jährigen Sängerin Aaliyah sein, die nach wenigen Monaten annulliert wurde. Er habe sie im Jahr 1994 angeblich heimlich geheiratet.

Bereits während seiner erfolgreichsten Zeit wurde Robert Sylvester „R.“ Kelly immer wieder mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs konfrontiert, die oft außergerichtlich geregelt wurden. 2008 kam es zudem zu einem Prozess aufgrund mutmaßlichen Besitzes von Kinderpornografie, in dem er jedoch freigesprochen wurde. Im Zuge der #MeToo Bewegung 2017 und der Ausstrahlung der Dokumentation „Surviving R. Kelly“ (2019) wurden erneut Vorwürfe der sexuellen Ausbeutung gegen den 54-jährigen Sänger erhoben. 2019 wurde R. Kelly schließlich festgenommen. Seitdem sitzt er in Haft, sein Gerichtsprozess wurde aufgrund der Corona-Pandemie wiederholt verschoben.

R. Kelly selbst hat alle Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen. Seine Kritiker würden eine Rufmord-Kampagne gegen ihn fahren. Das Gericht hat eine Reihe von Anträg von R. Kellys Verteidiger abgewiesen und wird in allen Bereichen ermitteln. Der Prozess soll mehrere Wochen dauern und könnte bei einer Verurteilung in einer jahrzehntelangen Haftstrafe enden. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Fotomaterialvia Pexels

STAY CONNECTED

AKTUELLE AUSGABE - ONLINE ANSEHEN