Ski-economy

Nachhaltigkeit boomt! Outdoor-Kleidung sollte nicht nur funktional sein, sondern auch umweltfreundlich und ressourcenschonend – so wie die Natur, in der wir uns bewegen. Aber woran erkennt man, ob eine Marke nachhaltig und fair produziert?

Mit Fellen auf den Skiern, unberührte Hänge hinauf gehen, mit Schneeschuhen eine Bergwanderung machen oder klassisch eine erstklassig präparierte Piste hinunter wedeln, nirgends sind wir der Natur so nah wie in den Bergen. Damit uns unsere Kleidung in der kalten Jahreszeit draußen warm und trocken hält, braucht es leider oft viele umweltschädliche Chemikalien, um die Ski-Jacke oder -Hose wasserabweisend zu machen oder thermisch zu isolieren.

Aber wie kann man im Material-Dschungel den Überblick bewahren und auf den Produktetiketten der Kleidung ablesen, ob es tatsächlich umweltfreundlich produziert wurde? Eine gute Grundregel lautet: Je transparenter ein Unternehmen auf seiner Homepage agiert und Auskunft über Materialien und Herkunft gibt, desto glaubwürdiger ist es. Manche Labels haben ihre eigenen grünen Auszeichnungen, man sollte aber immer hinterfragen, was genau sich dahinter verbirgt.


Was heißt eigentlich …? Das Nachhaltigkeits-ABC im Überblick

B-Corp 

Benefit Corporation ist ein internationales Zertifikat, das Unternehmen für ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen auszeichnet. 

Blue Sign 

Ist ein Nachhaltigkeitsstandard für die Produktion von Textilien und garantiert vor allem die Sicherheit von Chemikalien zum Schutz von Mensch und Umwelt. Werden Produkte zu mindestens 90 % in Blue Sign Fabriken hergestellt, dürfen sie das Textil Siegel Blue Sign tragen. 

CDC 

Cradle to Cradle bedeutet „Von der Wiege zur Wiege“ beziehungsweise „vom Ursprung zum Ursprung“). Es handelt sich dabei um Abfallprodukte, die wiederaufbereitete und -verarbeitet werden und damit für eine unendliche Kreislaufwirtschaft konzipiert sind.

DRYDYE® 

Drydye ist ein Färbeprozess für Polyester, der kein Wasser verbraucht und keine chemischen Zusätze erfordert. Es ist damit eines der umweltfreundlichsten Färbeverfahren, weil es 50 Prozent weniger Energie verbraucht als herkömmliche Prozesse und den CO2-Abdruck von Polyester, dem schädlichsten aller Materialien, signifikant verringert.  Heute werden ca. 8 Millionen Meter  Polyester pro Jahr mit dem DRYDYE®-Verfahren gefärbt

ECONYL® 

Econyl, ein regeneriertes Nylon, wurde 2011 von der Firma Aquafil in den Markt eingeführt. Die Faser besteht zu 100 Prozent aus Plastikmüll aus dem Meer, wie alte Fischernetze oder herkömmliches Industrieplastik. Durch den Regenerationsprozess wird aus Abfall wieder Nylon generiert, das sich genauso verarbeiten lässt wie neues, erdölbasiertes Nylon. Nur werden dafür keine neuen Ressourcen verbraucht, sondern vorhandene genutzt. www.econyl.com

EMAS-Zertifizierung 

Eco Management and Audit Scheme wurde von der Europäischen Union gegründet und ist ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung für Organisationen, die ihre Umweltleistung verbessern wollen. www.emas.de

Fair Wear Foundation 

faire Arbeitsbedingungen bei der Textilproduktion u.a. in Asien und Afrika. Mitglieder sind unter anderem Jack Wolfskin, Vaude und Schöffel. www.fairwear.org

Higg Index 

ist die international anerkannte Skala, die den Einfluss eines Materials auf Umwelt und Mensch misst. Es werden Daten entlang der Produktionskette über Arbeitsbedingungen und Umweltschädlichkeit gesammelt und bewertet. www.higg.com

Klimaneutral 

bedeutet, dass bei der Herstellung von Produkten die Umwelt nicht  belastet wurde, das Produkt sich also neutral verhält. Geht das überhaupt? Produkte, die aus recycelten und/ oder biobasierten Materialien hergestellt werden, verringern ihren CO2-Abdruck, weil entweder bereits vorhandene Ressourcen genutzt werden (Recycling) oder Biomaterialien keine Pestizide oder andere Giftstoffe enthalten. Klimaneutrale Produzenten nutzen erneuerbare Energien statt fossiler Brennstoffe, haben kürzere Transportwege und verwenden kein Verpackungsmaterial. Aber jedes Unternehmen stößt CO2 aus. Um ein Produkt trotzdem klimaneutral nennen zu dürfen, muss ein Unternehmen den CO2-Ausstoß mittels Zukauf von Zertifikaten kompensieren. Mehr zum Thema Klimaneutralität und wie diese laut EU Klimagesetz bis 2050 erreicht werden soll unter www.europarl.euopa.eu

PFC-frei 

Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) werden aufgrund ihrer imprägnierenden Eigenschaften vor allem bei Outdoor und Arbeitskleidung eingesetzt. PFC kann nicht abgebaut werden und verbleibt in der Umwelt und im Körper. Alternative ist eine schmutz- und wasserabweisende Imprägnierung ohne Fluor-Kohlenwasserstoff Verbindungen, das bedeutet, dass die chemischen Verbindungen biologisch abbaubar sind. Diese wird bereits von Marken wie zum Beispiel VAUDE eingesetzt. Mehr zu den Gefahren von PFC unter www.umweltbundesamt.de

Primaloft®

Stellt hochwertige Isolierungen, zum Beispiel Fütterungen für Jacken, aus PET-Flaschen her. www.primaloft.com

RDS 

responsible down standard ist ein führender Standard für den Tierschutz. Mehr unter www.textileexchange.org


Gipfelerlebnis: Vaude, die nachhaltigste Outdoor-Marke Deutschlands, lässt einen den Wintersport mit gutem Gewissen genießen.

Umweltsünder Polyester

Die Grundlage von wetterfester Kleidung ist leider immer Polyester, Umweltkiller Nummer 1. Aber es gibt bereits Alternativen. Viele Sportartikelhersteller nehmen ihre Verantwortung mit der Liebe zur Natur ernst und forschen an umweltschonenden Stoffen auf Rizinusölbasis, die erdölbasierte Stoffe ersetzen können.

Vaude 

Das deutsche Unternehmen ist spezialisiert auf Outdoor-Bekleidung und Produkte und produziert seit Jahren unter strengen Nachhaltigkeits-Auflagen. Es werden neben biobasierten Kunststoffen, die mit Rizinusöl statt Erdöl arbeiten, auch viele Recyclingmaterialien verwendet. Dazu werden Garne aus PET-Flaschen und Econyl ® gemischt. Sogar Kaffeesatz wird geschmolzenem Polyester Granulat beigefügt, da er schnell trocknend mit einem natürlichen UV-Schutz ausgestattet ist und eine antibakterielle Wirkung hat, die Gerüche vermeidet. Kaffee mal anders! 2015 wurde VAUDE zu „Deutschlands nachhaltigster Marke“ prämiert. Gründer Albrecht von Dewitz, seine Initialen vD sind namensgebend, legte schon früh den Schwerpunkt auf Recycling. Bereits 1994 startete VAUDE das Ecolog Recycling Netzwerk, bei dem daran gearbeitet wurde, Outdoorbekleidung zu 100% zu recyceln. Seit 2022 werden alle Produkte bei VAUDE klimaneutral produziert, seit 2008 ist das Unternehmen EMAS zertifiziert. Außerdem bietet VAUDE ein eigenes Reparaturservice an, um so die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern. www.vaude.com

Frauenschuh

Das österreichische Traditionsunternehmen aus Kitzbühel setzt seit Jahrzehnten auf Nachhaltigkeit durch sorgsam ausgewählte Materialien. Das Lamm-Leder stammt aus nachhaltiger Tierhaltung, das ökologisch gefärbt wurde. Die Merino-Wolle kommt ebenfalls aus nachhaltiger Haltung und wird ökologisch weiterverarbeitet. Das Design und die Qualität verleihen der funktionalen Sportbekleidung eine überdurchschnittliche Langlebigkeit und ein nachhaltiges Leben. www.frauenschuh.com

Ecoalf

Das 2009 in Spanien gegründete Label setzte von Anfang an auf nachhaltige und ressourcenschonende Produktion durch Verwendung von recycelten Materialien. Die 2015 gegründete Ecoalf Foundation unterstützt seither das Projekt „Upcycling the Oceans“. Meeresmüll wird gesammelt und zu einem neuen Faden verarbeitet, der vielseitig in der Textilindustrie eingesetzt werden kann. Auch andere Materialien wie Baumwolle, Nylon oder Wolle werden nur in recycelter Form verwendet. Isoliert sind die Ecoalf Jacken mit Primaloft®. Seit 2018 ist das Unternehmen eine B-Corp und will bis 2030 klimaneutral produzieren. www.ecoalf.com

Eisbär

Das Familienunternehmen aus Oberösterreich ist vor allem durch seine bunten Hauben bekannt, die zum größten Teil am Standort in Feldkirch/Donau produziert werden. Bei den Materialien legt Eisbär Wert auf zertifizierte Herkunft und nachhaltige Färbeprozesse. Bei Kaschmir wird ein hoher Anteil an recycelter Wolle verwendet. www.myeisbaer.com

Löffler

Der österreichische Hersteller von Sportbekleidung produziert den Großteil seines Sortiments am Standort in Ried/Innkreis. Rund 70 Prozent der verwendeten Materialien werden in der hauseigenen Strickerei erzeugt, der Rest am Standort in Bulgarien. Das Ziel von Löffler ist es, die Produktlebenszyklen zu schließen. Jedes Produkt zeichnet sich durch Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Wiederverwertbarkeit aus. Die Forschung und Entwicklung von Cradle-to-Cradle-Produkten (= der Abfall eines alten Produktes wird zum „Nährstoff“ eines neuen Produkts) sowie das Recycling Projekt Re-tex bilden dafür die Grundlage. www.loeffler.at

Peak Performance

Die 1986 in Schweden gegründete Marke ist seit 2007 Mitglied im BCSI (amfri Business Social Compliance Initiative), ein wirtschaftlicher Verband zur Verbesserung der sozialen Standards in einer internationalen Wertschöpfungskette – ein Verhaltenskodex, der Unternehmen beim Aufbau einer ethischen Lieferkette unterstützt. Seit 2012 hat das Unternehmen die RSL-Liste in ihren Herstellungsprozess aufgenommen (RSL = restricted substances list for finished products), eine Liste von schädlichen und gefährlichen Substanzen, die in keinem Kleidungsstück vorkommen dürfen. 2013 wurde der HIGG Index auf Produkte von Peak Performance eingeführt – der Higg-Index ist ein Selbstbewertungsstandard der Bekleidungs- und Schuhindustrie zur Bewertung der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit in der gesamten Lieferkette. Somit konnte jede Faser, die verwendet wurde, zurückverfolgt werden und ihr Einfluss auf Menschen und Umwelt genauestens bemessen werden. 2015 begann das Unternehmen die Drydye® Technologie in seiner Produktion zu implementieren und wurde dafür mit dem ISPO Gold Award für Innovation ausgezeichnet. 30 Prozent der Produkte von Peak Performance sind bereits Kreislaufprodukte. Bis 2030 will das Unternehmen 100 Prozent erreicht und damit seinen CO2-Ausstoß um die Hälfte verringert haben. Ein eigenes Reparatur-und Rücknahmeservice gibt den Kunden die Möglichkeit, die Kleidungsstücke einfach im Kreislauf zu halten. www.peakperformance.com

Weniger Wegwerfen, mehr Reparieren!

Die Tragedauer unserer Kleidung hat einen großen Einfluss auf den CO2-Abdruck des einzelnen Stücks. Je länger wir etwas tragen, im Kreislauf halten und nicht wegwerfen, desto mehr verringert sich der schädliche Umwelteinfluss, und wir kaufen nichts Neues. Deshalb bieten sehr viele Marken bereits Reparaturservices an oder nehmen alte Skikleidung zurück. Im Gegenzug erhält man dafür Ermäßigungen auf den nächsten Einkauf (z.B. Peak Performance). Denn das nachhaltigste Kleidungsstück, das es gibt, ist das, das wir bereits haben!

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