Sinkender wirtschaftlicher Optimismus, drohende gesellschaftliche Spaltung – die Ergebnisse des jährlichen Edelman Trust Barometers sind speziell für Deutschland wenig rosig. Hoffnung könnte aus den Unternehmen kommen.
Mehr Engagement der Wirtschaft bei gesellschaftlichen Herausforderungen – das wünschen sich Menschen in Deutschland, die von der internationalen Kommunikationsagentur Edelman für das jährlich erscheinende Trust Barometer befragt wurden. An den Online-Interviews nahmen im vergangenen November mehr als 32.000 Menschen in 28 Ländern teil. Im Rahmen der Digitalkonferenz DLD Mitte Januar stellte Margot Edelman, Tochter des CEO Richard Edelman und Deputy General Manager des New Yorker Edelman-Büro einige Ergebnisse des Trust Barometer speziell mit Blick auf die Tech-Branche vor.
Warum sollten Unternehmen überhaupt ein Interesse daran haben, Vertrauen zu transportieren? Laut Margot Edelman steige durch mehr Vertrauen auch die Loyalität zu einer Marke und die Wahrscheinlichkeit, dass Produkte gekauft werden. Das Vertrauen gerade in Technologie sei jedoch in den verschiedenen Ländern gespalten, dies werde auch durch Polarisierung gestärkt. Gleichzeitig trage beispielsweise Social Media zur gesellschaftlichen Trennung bei. Nach Ergebnissen des Trust Barometers sollten die Plattformen aus Sicht der Befragten nicht selbst ihre Inhalte regulieren, hier fehlt bei der Mehrheit der insgesamt Befragten das Vertrauen in die Selbstkontrolle, aber auch in die staatliche Regulierung. Gerade Tech-Firmen sollten bei sozialen und gesellschaftlichen Themen voran gehen und sich gegen Desinformation wehren.
Diesen Appell unterstreicht auch Christiane Schulz, Deutschland-Chefin von Edelman mit Blick auf den Report. Der wirtschaftliche Optimismus befinde sich auf einem Allzeit-Tief, so Schulz. Nur 15 % der deutschen Befragten glauben, dass es ihnen und ihrer Familie in fünf Jahren besser gehen wird. 66 % meinen, dass Deutschland gespaltener ist, als in der Vergangenheit.
Die Hausaufgaben der CEOs
Die deutliche Mehrheit der Deutschen wünsche sich von der Wirtschaft deshalb mehr Engagement bei einer Reihe gesellschaftlicher Herausforderungen. Die Befragten erwarten, dass CEOs zu der Behandlung von Mitarbeitenden ihres Unternehmens (88 %), zum Klimawandel (80 %) und zum Wohlstandgefälle (77 %) öffentlich Stellung beziehen. Darüber hinaus sollen Wirtschaft und Regierung als Partner zusammenarbeiten, besonders bei Themen wie Energieknappheit, Gesundheitsversorgung oder Klimawandel.
Deutschland befindet sich aus Sicht der Befragten ebenso wie Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Italien an einem Scheideweg. Noch hält es die Mehrzahl für möglich, die drohende Spaltung zu verhindern. Doch dafür sei eben auch das Engagement der Wirtschaft nötig, so ein Ergebnis der breiten Umfrage.
Damit es gelinge, den wirtschaftlichen Optimismus wiederzubeleben, müssten insbesondere CEOs ihre Hausaufgaben machen, erklärt Schulz. Dazu zählt für die Befragten unter anderem, dass Unternehmen faire Gehälter zahlen (79 %), eine Weiterbildung bzw. Umschulung der Mitarbeitenden ermöglichen (73 %) sowie einen fairen Steueranteil leisten (69 %).