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Vorsprung durch Innovation

Katharina Rynesch ist Innovations-Managerin bei Kapsch TrafficCom und verantwortlich für disruptive Lösungen im Bereich Mobilität, Transport und Verkehr. Im Gespräch mit SHEconomy spricht sie über ihren Weg in die Technikbranche und Projekte, mit denen sich Innovations-Manager*innen auseinandersetzen.

Frau Rynesch, Sie sind Innovations-Managerin. Was kann man sich darunter vorstellen?

Im Gespräch: Innovations-Managerin Katharina Rynesch

Der Fokus dieser Rolle ist die Zukunft. Wie kann man kreative, unkonventionelle Ideen mit neuen Herangehensweisen umsetzen und dadurch einen Kunden*innennutzen erfüllen oder sogar erzeugen? Innovation ist die aktive Gestaltung von Zukunft. Generell bedeutet Innovation in diesem Kontext aber unvoreingenommen einen Ansatz oder eine Idee zu überprüfen, zu konkretisieren, Potenziale zu ermitteln und zeitgleich auch den Markt zu evaluieren. Diese Prüfung kann aber zu jedem Zeitpunkt dazu führen eine Idee nicht weiter zu verfolgen. Das ist das Risiko bei Innovation.

Welchen Fokus hat ihre Arbeit in dieser Rolle bei Kapsch?

Ich verfolge bei Kapsch eher den technologischen Innovationsfokus. Ich untersuche, ob es technologische Weiterentwicklungen oder Trends gibt, die es wert wären sie in unser breites Portfolio an Produkten und Mobilitäts-Lösungen zu integrieren und die durch die Vernetzung von Technologien einen Mehrwert schaffen. Das ist oft etwas, was leider im normalen Alltag eines Mitarbeiters keinen Platz hat. Produktmanager*innen sind beispielsweise verantwortlich ihre Produkte mit einem gewissen Fokus darauf weiterzuentwickeln, was der Markt zu welchem Zeitpunkt verlangt. Innovation überspringt diese Schritte und blickt noch weiter in die Zukunft. Das war für mich einer der Gründe, wieso ich diesen Job gewählt habe. Ich wollte weiter in die Zukunft schauen, sie formen und mitgestalten.

Würden Sie Innovations-Manager*in als Schlüsselposition für Veränderung bezeichnen?

Ja, denn Innovation geht nicht nur Hand in Hand mit der Strategie eines Unternehmens sondern hat eben auch die Aufgabe Veränderung voranzutreiben. Ein Unternehmen, oder wir Menschen generell, sind gern veränderungsresistent, ganz nach dem Motto „never change a running system“. Damit ist man als Innovations-Manager*in oft konfrontiert aber es ist wichtig Kolleg*innen einen Raum für die Weiterentwicklung ihrer Ideen zu geben und mit ein bisschen Durchhaltevermögen stellt auch das kein Problem dar.

Welche Projekte haben Sie gerade auf Ihrem Tisch liegen – wie sieht ihr Aufgabenbereich aus?

Im Allgemeinen haben all meine Projekte bei Kapsch mit Mobilität zu tun. Einerseits leite ich innovative Projekte für Mobilitätslösungen, die Kund*innen Vorteile bringen, andererseits unterstütze ich interne Konzepte und Lösungsansätze zur Optimierung unserer Abläufe und Tools. Beispielsweise: Wie kann ich mit technologisch innovativeren Ansätzen ein System definieren um eine Lösung billiger, effizienter und nachhaltiger auf den Markt zu bringen. Aktuell legen wir den Fokus auf Nachhaltigkeitsprojekte zur umweltfreundlicheren Gestaltung der Straßeninfrastruktur. Ein Beispiel ist das Projekt der Green Gantry. Als Gantries werden die Autobahnbrücken bezeichnet auf denen Equipment für die Erhebung und Kontrolle der Maut montiert sind. Diese Gantries sind üblicherweise aus Stahl, einem sehr ressourcen- und CO2-intensiven Baumaterial. Wir haben erreicht diese aus Holz herzustellen, welches eine positive CO2 Bilanz hat, und dieselben Anforderungen bezüglich Sicherheit erfüllt.

Ein anderes Beispiel für unsere Innovationen ist das Pilotprojekt Grüne Welle-App am Wiener Ring. Durch den Austausch von Daten zwischen Ampelsystem und App wird User*innen die optimale Geschwindigkeit angezeigt um auf der grünen Welle zu fahren. Das ermöglicht eine unterbrechungsfreie Fahrt und weniger Abgasproduktion.

Frauen sind in technischen Berufen in Österreich nach wie vor in der Unterzahl – wie sah ihr Weg in die Branche aus?

Wie Dinge im technischen Sinne funktionieren, Mathematik oder Darstellende Geometrie, haben mich schon immer interessiert – viel mehr als beispielsweise Sprachen. Darum bin ich damals als eines von drei junge Frauen mit 15 Jahren auf das Realgymnasium gewechselt. Nach der Matura habe ich mich aber wieder breitgefächert informiert. Habe viele Veranstaltungen besucht wie Berufsmessen, Tage der offenen Tür an den Unis, und auch Veranstaltungen von „Frauen in die Technik“. Ich stellte mir die Fragen: Was gefällt mir? Wo sehe ich eine Leidenschaft aufkeimen? Was sagt mein Bauchgefühl und welcher Beruf ist zukunftsträchtig? An der Fachhochschule Wiener Neustadt habe ich mich dann für das damals ganz neue Studium Geoinformationstechnologie inskribiert. Das war ein Bereich, in dem ich viel Zukunftspotenzial und Potential zur Mitgestaltung gesehen habe. Mein Berufspraktikum habe ich dann bei einer damaligen Kapsch Tochtergesellschaft, der Kapsch CarrierCom gemacht und bin dann am Ende meines Studium in die Kapsch TrafficCom gewechselt.

Sie waren in der Schule, im Studium und später im Job immer eine von nur wenigen Frauen. Würden Sie sagen, dass sich in den letzten Jahren im Bereich Frauenquote in technischen Ausbildungen und Berufen etwas getan hat?

Im Studium waren wir lediglich zwei Frauen, beim Start ins Berufsleben waren glaube ich drei Frauen in meiner Abteilung, damit habe ich allerdings nie ein Problem gehabt. Der Anteil an Frauen in der Technik hat sich bis jetzt schon prozentuell gebessert, aber sicher nicht in dem Rahmen wie man es sich gewünscht hat. Man muss früh ansetzen, dass junge Mädchen oder Frauen ihr Interesse für technische Berufe entdecken bzw. es als Option für sich selbst erwägen. Ich denke, dass sich hier langsam aber doch in Zukunft eine Trendwende ergeben wird.

Wo sehen Sie einen Grund dafür, dass sich so wenige Frauen für eine Ausbildung oder einen Beruf im technischen Bereich entscheiden?

Ich denke das liegt noch an dem Klischeedenken, welches in der Gesellschaft nach wie vor verbreitet ist und sich leider gerade in der Pandemie wieder gezeigt hat. Hier appelliere ich vor allem an junge Frauen über die Grenzen hinweg zu schauen, sich etwas zu trauen und sich über unterschiedliche technische Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Ich hatte zum Glück starke Unterstützung aus der Familie, auch das ist leider nicht immer selbstverständlich.

Welche Tipps können Sie jungen, technikinteressierten Frauen mit auf den Weg geben?

Junge Frauen sollten die Chance nutzen sich zu informieren und offen sein für technisch zukunftsträchtige Berufe und Ausbildungen. Besonders wenn man Neugierde und vor allem ein konkretes Interesse verspürt. Hilfreich ist es auch, Unterstützung bei der Familie, Freund*innen, Lehrer*innen oder generell vertrauten Personen zu suchen. Eine Sache, die mittlerweile durch die digitale Vernetzung viel leichter möglich ist, ist es sich Verbündete zu suchen. Vielleicht gibt es im engeren Freundeskreis einer jungen Frau niemanden der oder die besonders technik-begeistert ist. Mit dem Internet oder den sozialen Medien ist es aber ein leichtes, ein Forum oder Interessengruppen zu finden um sich auszutauschen . Am wichtigsten ist es jedoch, auf sein Inneres zu hören und zu erkennen, welcher Beruf Leidenschaft in einem selbst entfacht.

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