Eine Untersuchung zeigt, dass viele Frauen bei der Angabe ihres Gehalts lügen. Vor allem dann, wenn sie mehr verdienen als ihre Männer. Über die Existenz des Gender Pay Gaps sagt das allerdings nichts aus.
Eine in der Schweiz durchgeführte Untersuchung zeigt, dass Einkommen von Frauen, die in Partnerschaften leben, in Umfragen oft niedriger angegeben werden, als sie tatsächlich sind. In erster Linie wurde das dann beobachtet, wenn Frauen ein höheres Einkommen als ihre Partner haben. Wie die Untersuchung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim in Zusammenarbeit mit der Universität Basel aufzeigt, wird das Einkommen der Frauen deshalb nach unten verfälscht »um der männlichen Ernährernorm« zu entsprechen. Für die Studie wurden Einkommensangaben im Rahmen der Schweizer Arbeitskräfteerhebung herangezogen, die dann mit den Daten aus der amtlichen Statistik verglichen wurden. Wieso anschließend soziologische Motive daraus abgeleitet wurden, ist für die StudienautorInnen vor allem aus einem Grund klar: Die Einkommen wiesen vor allem dann Spuren der Manipulation auf, wenn die Frauen einen niedrigeren Bildungsgrad hatten bzw. weniger arbeiteten als ihre Männer, trotzdem aber mehr verdienten. Auch wenn die Frauen bei gleichem Stundenausmaß ein höheres Gehalt verzeichneten, kamen vermehrt Falschangaben zum Vorschein.
Den StudienautorInnen ist es außerdem wichtig, darauf hinzuweisen, dass es bei den Manipulationen keine allzu großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Männer neigen also dazu, ihren Verdienst zu verbessern oder das Gehalt ihrer Partnerinnen zu schmälern, wenn sie ihre Position als »Ernährer« bedroht sehen. Natürlich zog diese Untersuchung sofort Zweifel an den Angaben zum Gender Pay Gap nach sich. Allerdings ist es so, dass in Österreich wie auch in vielen anderen Ländern unter anderem die Lohnsteuerstatistiken als Grundlage dienen. Die Untersuchung als Beweis dafür zu sehen, dass der Gender Pay Gap ja vielleicht doch ein Mythos ist, ist also grundlegend falsch. Wie Beate Hausbichler in ihrer Kolumne im Standard aber richtig feststellt, zeigt die Untersuchung vor allem eines: Mit einer Umfrage ist nicht viel über die Einkommensverhältnisse von Männern und Frauen zu erfahren. Vor allem deshalb nicht, weil die alten Geschlechterrollen wie Kaugummi an uns und unserer Gesellschaft kleben. Die Erkenntnisse über festsitzende Geschlechterstereotype, die mit dieser Umfrage zu Tage gefördert wurden, wurden auch schon von den beiden Soziologinnen Cornelia Koppetsch und Sarah Speck in ihrer Studie »Wenn der Mann kein Ernährer mehr ist« beleuchtet. Und abschließend noch: Der Gender Pay Gap ist kein Mythos, sondern beträgt in Österreich 19, 9 Prozent (2017).