Jeder 13. in Österreich erwirtschaftete Euro wird in der IT-Branche generiert. Die Bruttowertschöpfung der Branche macht damit rund 26,4 Mrd. Euro aus, das entspricht 7,4 Prozent der Gesamtwirtschaft Österreichs. Die IT-Branche sichert insgesamt rund 234.000 Beschäftigungsverhältnisse in Österreich, Tendenz stark steigend, das ist jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich. Für die kommenden Jahre wird zudem ein deutlicher Personalzuwachs in nahezu allen IT-Jobs erwartet.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung des österreichischen IT-Sektors“, die anlässlich des 35-Jahre-Jubiläums vom Economica Institut für Wirtschaftsforschung erstellt wurde. Auftraggeber der Studie sind der VÖSI in Kooperation mit dem Fachverband UBIT der WKO und der Fachgruppe UBIT der WK Wien. „Die Ergebnisse der Studie untermauern unsere Annahme, dass die Bedeutung der IT-Branche in Österreich stetig steigt“, unterstreicht VÖSI Präsident Peter Lieber.
„Die IT-Branche ist eine wesentliche Stütze und Motor für alle Branchen – besonders 2020 wäre ohne IT und Software in Österreich und weltweit wenig weitergelaufen. Home Office und Home Schooling, aber auch viele Prozesse in den Unternehmen sind heute ohne den Einsatz von Software gar nicht mehr möglich“, stellt Lieber fest. „Die Bedeutung der Softwarebranche ist unumstritten. Das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort unterstützt den digitalen Wandel tatkräftig. Es ist wichtig, in Innovation, Kreativität und Technologien zu investieren, denn nur so bleiben wir am Puls der Zeit. Innovative Ansätze und Ideen sorgen dafür, dass Österreich als Wirtschaftsstandort weiterhin wettbewerbsfähig bleibt“, kommentiert Bundesministerin Margarete Schramböck die Ergebnisse der Studie.
Bruttowertschöpfung im Detail
Der IT-Sektor in Österreich leistet einen substanziellen Beitrag zur österreichischen Wirtschaft. Bereits im Kerngeschäft – dazu zählen unter anderem die Softwareentwicklung oder auch IT- spezifische Beratungsdienstleistungen – generiert der Sektor in Österreich rund 10,9 Mrd. Euro Bruttowertschöpfung (BWS*). Im Verhältnis zur gesamten generierten BWS in Österreich entspricht das einem Anteil von 3,1 Prozent. Betrachtet man zusätzlich die indirekten Effekte (durch Lieferanten und Zulieferer) und die induzierten Effekte (betrifft den Konsum heimischer Produkte durch die Beschäftigten), erhöht sich die BWS im Kerngeschäft auf 14,5 Mrd. Euro (4,1 Prozent der Gesamtwirtschaft).
Anders ausgedrückt ist knapp jeder 24. in Österreich erwirtschaftete Euro dem heimischen Software- und IT-Sektor (Kerndefinition) zuzuschreiben. Noch eindrucksvoller ist eine Betrachtung des gesamten IT-Sektors im weiteren Sinne, das heißt inklusive Softwarehandel, Telekommunikation, aber auch Universitäten und Forschungseinrichtungen. Es ergibt sich eine totale BWS von 26,4 Mrd. Euro. Das entspricht 7,4 Prozent der gesamten Wirtschaft. Knapp jeder 13. Euro wird durch die heimische IT- Branche erwirtschaftet, ergibt die aktuelle Studie. „Bereits die direkte Wertschöpfung (19,9 Mrd. Euro) liefert einen substanziellen Beitrag zur österreichischen Wirtschaftsleistung und liegt etwa auf einem Niveau mit der Beherbergungs- und Gastronomie-Branche“, erklärt Christian Helmenstein, Vorstand von Economica.
*Die Bruttowertschöpfung ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen (Produktionswert), vermindert um den Wert der Vorleistungen bzw. Ausgaben dafür.
Wien dominiert die IT-Branche
Die gesamte Bruttowertschöpfung (BWS), betrachtet auf Bundesland-Ebene, zeigt mit 47,2 Prozent eine deutliche Dominanz von Wien. Grund dafür ist die Ballung von (großen) Unternehmen des IT-Dienstleistungssektors in der Bundeshauptstadt. Oberösterreich belegt Platz zwei (13,7 Prozent), gefolgt von der Steiermark (10,9 Prozent). Die übrigen sechs Bundesländer tragen nur rund ein Viertel zur gesamten BWS bei, Niederösterreich mit acht Prozent, Kärnten mit sieben Prozent, Tirol mit fünf Prozent, Salzburg mit vier Prozent, Vorarlberg mit drei und Burgenland mit nur einem Prozent.
Jeder 20. Arbeitsplatz ist in der IT-Branche
In Summe kommt der IT-Sektor aktuell auf beachtliche 234.400 Beschäftigungsverhältnisse. Dies bedeutet, dass heute jeder 20. Arbeitsplatz in Österreich unmittelbar und mittelbar durch den IT-Sektor im weiteren Sinne gesichert wird. „Allein die Zahl der direkt in der Branche angesiedelten Arbeitsplätze (rund 148.500 Beschäftigungsverhältnisse) ist vergleichbar mit der des Sektors Erziehung und Unterricht und entspricht in etwa dem Doppelten des Sektors Hochbau“, erläutert Economica-Vorstand Christian Helmenstein.
Zu den rund 148.000 direkten Beschäftigungsverhältnissen kommen zusätzlich knapp 67.000 im Vorleistungsnetzwerk und nochmals rund 19.000 durch zusätzliche Konsumausgaben induzierte Beschäftigungsverhältnisse. Daraus ergibt sich die totale Beschäftigung von rund 234.400 (5,1 Prozent der Gesamtbeschäftigung). Die IT-Branche im weiteren Sinne bezahlt rund 12,1 Mrd. Euro für Löhne und Gehälter.
Fiskalische Effekte: Gesamt 10,208 Mrd. Euro Steuerleistung
Der IT-Sektor im weiteren Sinne trägt gesamt rund 10,208 Mrd. Euro zum heimischen Steuer- Aufkommen bei. Die Struktur des fiskalischen Gesamteffekts nach Steuerarten ist beeindruckend. Rund die Hälfte (5.084 Mio. Euro) kommt dabei aus lohnabhängigen Steuern und Abgaben (das entspricht einem Anteil von 49,8 Prozent), 2.850 Mio. Euro (27,9 Prozent) werden an Umsatzsteuer abgeführt, 991 Mio. Euro entfallen auf sonstige Produktionsabgaben (9,7 Prozent), 883 Mio. Euro machen die inländischen Ertragsteuern aus (8,7 Prozent) und schließlich werden noch Gütersteuern im Ausmaß von 399 Mio. Euro abgeführt (3,9 Prozent). Dabei erhält der Bund mit 4.210 Mio. Euro (41,2 Prozent) den mit Abstand größten Anteil, die Sozialversicherungsträger können Einnahmen in Höhe von 3.200 Mio. Euro (31,4 Prozent) verbuchen. Der Rest verteilt sich auf die Bundesländer, Gemeinden sowie Kammern und Fonds.
Frauen in der IT Branche
Im Durchschnitt liegt der Frauenanteil im gesamten IT Sektor bei rund 18 Prozent. In den Kernbereichen gibt es die meisten Frauen im Bereich Software-Architektur (20 Prozent), gefolgt von Standard-Software-Entwicklung (19 Prozent) und App-Entwicklung/Coding (17 Prozent). Je technischer die Jobs werden, desto weniger sind Frauen vertreten. Bei Systemadministratoren (8 Prozent), Solution Developer (7 Prozent) und im Bereich IT-Security (1 Prozent) ist der Frauenanteil am geringsten. Nur knapp ein Viertel der Unternehmen setzt laut Studie bislang Maßnahmen, um mehr Frauen in IT-Jobs für das Unternehmen zu gewinnen.
„Hier gibt es noch ganz viel zu tun, wir dürfen auf Frauen als Arbeitskräfte im Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektor (ICT) nicht verzichten, sondern ganz im Gegenteil alles tun, um hier mehr Frauen als Fachkräfte zu gewinnen“, betont VÖSI Präsident Peter Lieber. Der VÖSI hat dazu im Februar 2020 die Special Interest Group WOMENinICT gegründet. Ziel ist, es einerseits Frauen in der ICT-Branche mehr sichtbar zu machen, und mehr junge Mädchen und Frauen für die Branche zu gewinnen. www.womeninict.at
Auswirkungen der Corona-Krise
Zu den Auswirkungen der Krise befragt, geben immerhin deutlich mehr als ein Drittel (39 Prozent) der Unternehmen an, von der Krise beeinträchtigt worden zu sein (massiv, sehr und eher beeinträchtigt addiert). Andererseits war je rund eine Drittel kaum oder gar nicht von der Krise beeinträchtigt. „Insgesamt ist die ICT-Branche sehr gut durch die Krise gekommen und gehört damit eindeutig zu den wenig beeinträchtigten Branchen“, sagt VÖSI Präsident Peter Lieber. Etwas mehr als die Hälfte der ICT-Unternehmen (53 Prozent) hat staatliche Hilfe in Anspruch genommen und 85 Prozent ermöglichen Homeoffice.
Mittel- und langfristige Auswirkungen: Die Tendenz im Homeoffice bzw. mobil zu arbeiten, wird noch zunehmen. Die Studie ergibt zudem verstärkte Wachstumschancen für große Unternehmen, sieht aber Gefahren für viele Klein- und Kleinstunternehmen, etwa auch aufgrund einer einseitigen Kundenstruktur und starkem Konkurrenzdruck. Der Fachkräftemangel, vor allem im Bereich IT-Security, wird noch ansteigen.
UBIT: Wir brauchen mehr IT-Fachkräfte
Dazu meint Martin Puaschitz, Berufsgruppensprecher IT im Fachverband UBIT der WKÖ: „Die Digitalisierung und der IT-Sektor bringen die heimische Wirtschaft wieder ins Rollen. Für innovative Projekte und um digitale Chancen aktiv ergreifen zu können, sind Kreativität sowie das notwendige Können und Wissen gefragt. Wir müssen gemeinsam alle Hebel in Bewegung setzen, um den Anteil an IT-Fachkräften und so die Wertschöpfung im Land zu steigern.“
Rüdiger Linhart, Berufsgruppensprecher IT in der Fachgruppe UBIT der WKW, ergänzt: „Rund die Hälfte der Wertschöpfung im heimischen IT-Sektor ist in Wien konzentriert. Dennoch müssen wir gemeinsam mit den Unternehmen die Qualifikation im IT-Bereich intensivieren: Neue Ausbildungswege für IT-Lehrlinge, vor allem für Mädchen, verstärkte interne Aus- und Weiterbildung in den Betrieben, begleitet durch Beratung und Förderungen. Dann gelingt uns der Weg in eine erfolgreiche digitale Zukunft.“
Rund 24.000 Fachkräfte fehlen laut UBIT-Erhebungen bereits heute. Laut Economica Studie wird der Personalbedarf in allen IT-Jobs heuer noch zunehmen.
am 24. und 25. November finden die SHEtech Online Days statt. Mehr Infos erhalten Sie hier.
Über den Verband Österreichischer Software Industrie (VÖSI)
Der Verband Österreichischer Software Industrie ist eine Interessengemeinschaft der bedeutendsten österreichischen IT-Unternehmen. Ziel des 1986 gegründeten VÖSI ist es, die österreichische Software Industrie zu unterstützen und eine starke Interessenvertretung für all jene zu sein, die in dieser zukunftsträchtigen, bewegten Branche arbeiten. Dazu gehört neben einer kontinuierlichen Öffentlichkeitsarbeit auch das Lobbying bei Ämtern, Behörden und Politikern. www.voesi.or.at
Über den UBIT
Mit mehr als 73.000 Mitgliedern gehört der Fachverband Unternehmensberatung, Buchhaltung und IT (UBIT) zu den größten und dynamischsten Fachverbänden der Wirtschaftskammer Österreich. Er nimmt die Interessen der Unternehmerinnen und Unternehmer aus den Bereichen Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie wahr. Ziel ist es, berufsrelevante Rahmenbedingungen zu optimieren und dem Markt die
Über den Handelsverband
Der Handelsverband –Sprecher und Partner des Handels – ist seit 1921 als freie Interessenvertretung und Innovationsplattform aktiv, um seine rund 4.000 Mitglieder im Umfeld der sich verändernden Marktherausforderungen bestmöglich zu begleiten. Die Mitglieder erzielen in Österreich mit ca. 300.000 Mitarbeitern an 25.000 Standorten einen Jahresumsatz von mehr als 65 Mrd. Euro. www.handelsverband.at
Über Economica
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